Information, Wirkung, Mangel, Dosierung, Nebenwirkungen
Pflanzenteile des Ginkgo Biloba werden in Ostasien schon seit langer Zeit als Tees und Snacks genossen sowie als Arzneimittel gegen viele unterschiedliche Beschwerden verwendet. Standardisierte Ginkgo Biloba-Extrakte aus kontrollierter Herstellung stellen heute auch in Europa eine anerkannte und nebenwirkungsarme Ergänzung oder Alternative zu klassischen Behandlungsmethoden dar. Sie werden unter anderem zur Verbesserung der Gedächtnisfunktion, der Behandlung von Durchblutungsstörungen und der Prävention und Therapie von Migräneattacken eingesetzt.
Der Ginkgo (botanischer Name: Ginkgo Biloba, alternative Schreibweise: Ginko) ist eine aus China stammende Baumart, die zur Klasse der Ginkgoopsida innerhalb der Samenpflanzen zählt. Er stellt die einzige rezente Art der Ginkgogewächse dar. Alle anderen Vertreter dieser Pflanzengruppe sind ausgestorben, jedoch existieren zahlreiche fossile Funde, welche die gemeinsame Herkunft dokumentieren.
Der Gingkobaum, der heute weltweit – meist als Zierbaum – gepflanzt wird, stellte Biologen aufgrund seiner Einzigartigkeit lange vor ein Klassifizierungsproblem und nimmt deshalb innerhalb der biologischen Systematik und Taxonomie eine Sonderstellung ein. Obwohl er Laubblätter ausbildet, wird er in der biologischen Systematik aufgrund seiner Samenanlagen den Nadelhölzern – den sogenannten Koniferen – zugeordnet.
Ein junger Ginkgobaum lässt sich an seinem schlanken, gerade wachsenden Stamm, von dem seitlich in unregelmäßigen Abständen Äste abgehen, erkennen. Die Gesamterscheinung ist pyramidenförmig, das Astwerk aufsteigend. Ältere Bäume ab einem Alter von circa 25 Jahren wachsen waagrechter aus und bilden häufig mächtige Baumkronen.
Äste und Zweige erscheinen weniger symmetrisch, da die Spitzen langer Äste zu neuen Verzweigungen auswachsen können. Bei alten Bäumen finden sich häufig auch zwei Haupttriebe, die meist unterschiedlich stark ausgebildet sind. Manchmal bildet der Ginkgo Biloba auch aus dem Wurzelwerk auswachsende Sekundärstämme aus.
Ginkgobäume erreichen eine Höhe von bis zu 40 m und einen Umfang von bis zu 9 m. Der Stammdurchmesser beträgt gewöhnlich zwischen 1 und 4 m. Die Bäume zeichnen sich außerdem durch ihre extreme Langlebigkeit aus: Sie können ein Alter von mehr als 1000 Jahren erreichen.
Ginkgobäume sind Windbestäuber, zur Fortpflanzung ist daher keine Übertragung der Pollen durch Insekten notwendig. Es gibt männliche und weibliche, selten auch zweigeschlechtliche Pflanzen. Üblicherweise werden männliche und weibliche Pflanzen abwechselnd gepflanzt, um die Bestäubung zu erleichtern.
Die Blätter des Ginkgobaumes sind fächerartig und in der Mitte durch eine schmale Ausbuchtung getrennt, woher auch die Bezeichnung Ginkgo Biloba rührt – 'bilobus' bedeutet zweilappig. Sie werden als einzige Teile der Pflanze in pharmazeutischen Zubereitungen wie Kapseln, Tees und Tinkturen verwendet. Ihre Verarbeitung zu Arzneimitteln hat eine sehr lange Tradition in der klassischen chinesischen Heilkunst. [1]
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Ginkgo Biloba ist Ostasien. Anfang des 18. Jahrhunderts kam er auf Handelswegen aus Japan nach Europa, wo er seither als Zierpflanze kultiviert wird. Weite Verbreitung fand er auch in den USA und in Südamerika. Die ältesten Ginkgobäume findet man heute in ihrem Herkunftsgebiet China, wo einige bis zu 5000 Jahre alte Exemplare existieren.
Da die Baumart selbst an ihrem Ursprungsort hochgradig kultiviert vorkommt, wurde unter Botanikern lange Zeit diskutiert, ob natürliche Populationen des Ginkgo Biloba überhaupt noch vorhanden sind. Diese Frage gilt inzwischen als geklärt: Mittels DNA-Analysen konnte Mitte der 2000er Jahre nachgewiesen werden, dass einzelne Ginkgo Biloba-Bestände im Südwesten Chinas – hauptsächlich in der Provinz Chongqing – eine signifikant höhere genetische Variabilität aufweisen als Bestände in anderen Landesteilen, wo der Baum seit Jahrhunderten als Kulturpflanze gezüchtet wird. Hohe genetische Variabilität ist in der Biologie ein Marker für natürliches Vorkommen.
Neben den genetischen lassen sich auch ökologische und kulturelle Hinweise auf natürlich vorkommende Ginkgo-Bestände finden. In Chongqing sowie in der angrenzenden Provinz Guizhou wurden mehrere kleine Bestände von Ginkgobäumen entdeckt, die entweder als eigenständige Gruppen innerhalb der umgebenden natürlichen Wälder oder als Reste ehemaliger größerer Populationen, die den Kontakt zu ihrem Ursprungswald verloren haben, angesehen werden können.
In der Bevölkerung der Provinz Guizhou haben die Ginkgo-Pflanzung und der Konsum von Ginkgo-Samen allerdings keine Tradition. Die Kultivierung von Ginkgobäumen begann dort erst ab etwa 1980 und bietet somit keine Erklärung für die zahlreichen, teilweise sehr großen Bäume, die sich in der Region finden lassen. Auch gibt es dort keine Ginkgobäume, die in der Nähe von Tempeln wachsen, was als Indiz für menschliche Kultivierung gilt.
Wilde Gingkobäume zeigen auch aus botanischer Sicht einige Merkmale, durch die sie von kultivierten Pflanzungen unterschieden werden können. So ist innerhalb natürlich vorkommender Populationen das Geschlechterverhältnis weitgehend ausgeglichen – es sind etwa gleich viele weibliche wie männliche Pflanzen vorhanden. Wilde Ginkgobäume wachsen verstreut zwischen anderen Gewächsen, während kultivierte Pflanzen meist als isolierte Bestände vorhanden sind.
Und schließlich weisen wilde Ginkgos eine andere Wuchsform auf als ihre kultivierten Artgenossen: Sie haben im Gegensatz zu diesen meist nur einen einzelnen Stamm und sehr wenige bodennahe Äste – ein Indiz für das direkte Auswachsen aus einem Samenkorn. [2]
In Ostasien werden die Früchte, Blüten und Blätter des Ginkgobaumes schon seit gut zwei Jahrtausenden als Nahrungs- und als Heilmittel genutzt. Das ist auch einer der Gründe dafür, dass kultivierte Populationen zu einem Großteil aus weiblichen Pflanzen bestehen – nur diese enthalten die auch als Nüsse bezeichneten essbaren Kerne in ihren Samen. In Europa und den USA konnte sich der Ginkgokern als Nahrungsmittel aufgrund seines unangenehmen Geruchs dagegen nicht durchsetzen.
Vor allem in Japan werden die Nüsse heute in verschiedenen Speisen verkocht oder gegrillt als Snack zu einem Glas Sake gegessen. Als Arzneimittel finden sie nur mehr in der Traditionellen Chinesischen Medizin, nicht aber in anderen pharmazeutischen Zubereitungen Verwendung. Es wurde nachgewiesen, dass die Einnahme von großen Mengen aufgrund des enthaltenen Wirkstoffes 4-Methoxypyridoxin zu Vergiftungserscheinungen führen kann. [3]
Der Begriff Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) umfasst die historische ostasiatische Heilkunde vom 1. Jahrtausend v. Chr. bis zu ihrer heutigen Theorie und praktischen Anwendung. Sie erfreut sich heute als alternative Behandlungsmethode auch in weiten Teilen Europas und Nordamerikas großer Beliebtheit. In der wissenschaftlichen Medizin werden die meisten Konzepte und Methoden der TCM jedoch aufgrund mangelhafter oder fehlender Evidenz nicht anerkannt.
Zu diesen Konzepten zählt neben der Akupunktur, bei der durch Nadelstiche an bestimmten Punkten des Körpers eine Heilwirkung erzielt werden soll, und der Moxibustion – der Erwärmung dieser Punkte zum selben Zweck – die sogenannte chinesische Arzneimitteltherapie. Eine wichtige Rolle spielen neben der Verwendung von Heilpflanzen auch Diät und Bewegung, die in eigenen Therapiesystemen zusammengefasst sind.
In der chinesischen Arzneimitteltherapie, die die wichtigste Säule der TCM darstellt, ist der Anteil pflanzlicher Wirkstoffe sehr hoch. Traditionell wurden beinahe alle Bestandteile der Pflanzen verarbeitet, am häufigsten zu sogenannten Dekokten (Absud oder wässriger Extrakt). In der zeitgenössischen chinesischen Medizin werden die Wirkstoffe einzeln oder in Verbindung mit anderen auch als Kapseln, Granulate oder Konzentrate angeboten.
Rezepturen, die Bestandteile des Ginkgo Biloba enthalten, wurden zur Behandlung eines breiten Spektrums an Leiden eingesetzt: Magen- und Darmbeschwerden, Infektion und Vergiftungen, asthmatische Beschwerden und Husten gehören ebenso dazu wie der Einsatz des Mittels zur Blutverdünnung oder bei Menstruationsbeschwerden. Heute werden Extrakte des Ginkgo Biloba auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin hauptsächlich zur Behandlung von Störungen der Gehirnfunktion und zur Verbesserung der Gedächtnisleistung eingesetzt. [4]
Wirkstoffe des Ginkgo Biloba, die heute in Nahrungsergänzungs- oder Arzneimitteln enthalten sind, werden ausschließlich aus den Blättern des Ginkgobaumes gewonnen. Ihre Hauptbestandteile sind Flavonoide, Diterpenlactone (Ginkgolide), Bilobalid, Ginkgolsäuren und Ginkgotoxine. Nicht alle dieser Inhaltsstoffe besitzen erwünschte Wirkungen, weshalb die Herstellung von Präparaten aus Ginkgo Biloba-Bestandteilen gewöhnlich in mehreren An- und Abreicherungsschritten erfolgt.
Bedeutendste Wirkstoffe des Ginkgoblattes sind die Diterpenlactone des Baumes, die auch als Ginkgolide bezeichnet werden. Es sind fünf unterschiedliche Ginkgolide bekannt: A, B, C, J und M, von denen vor allem den Ginkgoliden A und B Wirkung auf die Hemmung von entzündungsfördernden Botenstoffen nachgesagt wird.
Die enthaltenen Flavonoide sind zu einem Großteil Kaempferol, Quercetin und Isorhamnetin. Kaempferol ist ein Phytoöstrogen, das auch in roten Weintrauben, Grapefruits und anderen Pflanzen vorkommt. Ihm werden entzündungshemmende und kardio- wie neuroprotektive Wirkungen zugeschrieben.
Quercetin kommt in sehr vielen Obst- und Gemüsesorten vor, wird aber teilweise durch die Zubereitung zerstört. Es besitzt ein hohes antioxidatives Potenzial und wirkt als Radikalfänger. Weiterhin hemmt es das Enzym Xanthinoxidase, dass zur Entstehung von Gicht beiträgt.
Isorhamnetin ist ein Glykosid und ein Metabolit des Quercetins. Es besitzt ebenfalls eine antioxidative Wirkung. Eine antikanzerogene Wirkung durch Förderung der Apoptose von Krebszellen wird, ähnlich wie bei anderen Metaboliten von Flavonoiden, derzeit diskutiert.
Die Hauptwirkung der Flavonoide, die als sekundäre Metaboliten vieler Pflanzen unter anderem für deren unterschiedliche Farbgebung sorgen, ist ihre Funktion als Radikalfänger im menschlichen Körper. Als Radikalfänger oder Antioxidantien werden chemische Verbindungen bezeichnet, die die Fähigkeit besitzen, reaktive Radikale – also Atome oder Moleküle, die durch ihre hohe Reaktionsfähigkeit Schaden anrichten können – zu neutralisieren.
Ein weiterer wichtiger Wirkstoff ist das Bilobalid, das aus einem ähnlichen Biosyntheseweg wie die Ginkgolide entsteht. Es besitzt neben seiner antioxidativen auch eine gefäßerweiternde Wirkung, die über die Freisetzung von Stickstoffoxid initiiert wird.
Die Hauptwirkungen der Ginkgo Biloba-Präparate bestehen somit:
Aufgrund der dokumentierten Wirkungen werden Präparate, die aus Ginkgo Biloba gewonnene Inhaltsstoffe enthalten, von der WHO als Antidementiva klassifiziert. Darunter versteht man Wirkstoffe oder Arzneimittel, die zur Behandlung von Hirnleistungsstörungen wie Probleme bei der Konzentration, Einschränkungen der Denkfähigkeit oder Gedächtnisstörungen eingesetzt werden. [5] [6] [7] [8]
Nahrungsergänzungs- und Arzneimittel, deren Wirkung auf Inhaltsstoffen des Ginkgo Biloba basieren, sind in unterschiedlichen Darreichungsformen erhältlich. Häufige Applikationsformen sind getrocknete, pulverisierte Blätter, aus denen Extrakte hergestellt werden, Kapseln, Tabletten und Tees. Bei den angebotenen Produkten bestehen große Unterschiede bezüglich Art und Menge der enthaltenen Inhaltsstoffe. Für eine sichere und effektive Anwendung von Ginkgo-Produkten ist es aber unerlässlich, dass Wirkstoffe und Mengen genau bekannt sind.
Die Blätter des Ginkgo Biloba sind jene Bestandteile der Pflanze, die den höchsten Gehalt an Wirkstoffen aufweisen. Sie bilden die Grundlage für sämtliche Präparationen, die heute als Nahrungsergänzungs- oder Arzneimittel auf Ginkgo-Basis angeboten werden. Die Pflanzung und Aufzucht der Bäume, das Ernten der Blätter und die anschließende Verarbeitung werden meist auf professionellen Ginkgo-Plantagen betrieben.
Durch regelmäßiges Rückschneiden treiben die Pflanzen in Bodenhöhe stärker aus – das erleichtert die Ernte der Blätter mit speziellen Maschinen und sorgt für wesentlich höhere Erträge als bei unkontrolliertem Wuchs. Erntezeit ist Anfang bis Mitte Juli – zu diesem Zeitpunkt ist der Wirkstoffgehalt in den Blättern am höchsten. In wenigen kleineren Betrieben werden die Blätter auch noch per Hand geerntet. Der Aufwand ist dabei um einiges höher und die Produkte in der Folge entsprechend teurer.
Nach der Ernte werden die Blätter in besonders schonenden Verfahren getrocknet, damit die Inhaltsstoffe möglichst vollständig erhalten bleiben. Anschließend werden die Blätter unter strenger Qualitätskontrolle fein vermahlen und es folgt der sogenannte Extraktionsprozess. Sein Ergebnis ist die Basis aller anerkannten Heilmittel aus Ginkgo Biloba-Blättern: der Ginkgo-Extrakt.
Die Verarbeitung von Ginkgo Biloba zu Tee hat in China ebenfalls eine sehr lange Tradition. Verwendet wurden sowohl die Blätter als auch die zerstampften und aufgekochten Samen. Zur Herstellung von Ginkgo Biloba-Tee werden die getrockneten Blätter grob geschnitten und in Teemischungen mit unterschiedlich hohem Ginkgo-Anteil verarbeitet. Gingko-Tees werden zwar – genau wie allen anderen Zubereitungen der Pflanze – viele gesundheitliche Wirkungen nachgesagt, vielfach können diese Versprechungen jedoch von den Produkten nicht eingehalten werden.
Da Tees und Teezubereitungen gewöhnlich als Lebensmittel zu klassifizieren sind und Hersteller dieser Produkte deshalb keinesfalls gesundheitsbezogene Wirkversprechungen machen dürfen, sind Beschreibungen, die eine gesundheitsfördernde Wirkung dieser Tees vermuten lassen, mit Vorsicht zu genießen. Es ist aber selbstverständlich nichts dagegen einzuwenden, Teezubereitungen mit Inhaltsstoffen des Ginkgo Biloba als Genussmittel zu konsumieren.
Geschmacklich zeigen sich Gingko biloba-haltige Tees meist etwas herb. Sie werden aus diesem Grund gerne in Mischungen mit süßlichen und fruchtigen pflanzlichen Inhaltsstoffen angeboten oder können mit anderen Tees kombiniert werden. Süßen mit Honig oder Zucker ist ebenfalls eine Option, um die leicht bittere Geschmacksnote zu neutralisieren.
Vor allem bei selbst zubereiteten Ginkgo-Tees aus unkontrollierten Quellen oder bei Konsum sehr großer Mengen ist Vorsicht geboten: Diese enthalten oft hohe Mengen an den eigentlich unerwünschten Ginkgolsäuren sowie Gerbstoffen und Methylpyridoxin (MPD), die bei der Herstellung von Extrakten herausgelöst werden.
Ginkgolsäuren sind lipophile Substanzen und damit an sich schlecht wasserlöslich. Nach langer Ziehzeit und vermutlich in Verbindung mit anderen Substanzen dürften diese aber dennoch in großem Ausmaß in die Teemischung übergehen – jedenfalls wurden hohe Mengen in Aufgüssen nachgewiesen. Aus der Arzneimittelbewertung ist bekannt, dass ein hoher Anteil an Ginkgolsäuren gesundheitsschädliche Wirkungen haben kann.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung kommt zu dem Schluss, dass die Datenlage hinsichtlich der Toxizität von Teeaufgüssen mit Gingko biloba-Bestandteilen nicht ausreicht, um eine sichere Beurteilung abgeben zu können. Folglich sollten Tees und Teemischungen, die Ginkgo Biloba enthalten, nicht in exzessiven Mengen und nicht zu therapeutischen Zwecken genossen werden. [9]
Ginkgo Biloba-Extrakte enthalten die aktiven Wirkstoffe, die in Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln mit der Bezeichnung Ginkgo Biloba vorhanden sind.
Damit ein Ginkgo-Extrakt, der durch Aceton-Wasser-Extraktion hergestellt wurde, den Bestimmungen des Europäischen Arzneibuches beziehungsweise des deutschen Arzneimittelgesetzes entspricht, muss er folgendes Wirkstoffprofil aufweisen:
Ein sogenannter Ginkgo-Standard-Extrakt, der die offizielle Bezeichnung EGb 761 trägt, enthält durchschnittlich 24 % Flavonglykoside (hauptsächlich Quercetin, Kaempferol und Isorhanmnetin) und 6 % Terpenlactone (davon 2,8–3,4 % Ginkgolide A, B und C und 2,6–3,2 % Bilobalide).
Extrakte, die nach diesen standardisierten Vorgaben hergestellt wurden, können als gesundheitlich unbedenklich eingestuft werden, sofern die jeweiligen Empfehlungen zur Dosierung eingehalten werden.
Um ein optimales Wirkstoffprofil zu erzielen, werden Ginkgo Biloba-Extrakte schon bei der Herstellung von unerwünschten Inhaltsstoffen befreit und mit den für die positiven Wirkungen verantwortlichen Flavonglykosiden und Terpenlactonen angereichert. Extrakte sind von vielen verschiedenen Herstellern erhältlich.[10]
Gingko biloba-Kapseln enthalten ebenfalls die Wirkstoffe des Extraktes. Ihr Vorteil liegt darin, dass sie im Gegensatz zum Trockenextrakt leichter dosierbar sind. Außerdem bietet die Kapsel einen gewissen Schutz der Inhaltsstoffe und ermöglicht eine verzögerte Freisetzung der Wirkstoffe.
Üblicherweise sind Ginkgo Biloba-Kapseln mit einem Wirkstoffanteil von 100 mg erhältlich.
Die häufigste Form der Verabreichung von Ginkgo Biloba als Fertigarzneimittel zu therapeutischen oder präventiven Zwecken ist neben der Kapsel die Tablette. Tabletten haben den Vorteil einer guten Dosierbarkeit, da sie in vielen unterschiedlichen Mengenabstufungen verfügbar sind. Ginkgo Biloba-Tabletten enthalten in den üblichen Zubereitungen zwischen 40 und 500 mg Wirkstoffanteil.
Es sind zahlreiche weitere Produkte, die Wirkstoffe des Ginkgo Biloba enthalten und mit einer arzneiähnlichen Wirkung werben, am Markt erhältlich. Als Beispiele seien Cremes und Salben, die eine durchblutungsfördernde Wirkung versprechen, Shampoos, ätherische Öle sowie Tropfen als Auszug oder homöopathische Tinktur genannt. Für die meisten dieser Präparate existieren allerdings keine wissenschaftlich belegten Wirknachweise. Sie sollten daher nicht bedenkenlos zu Behandlungszwecken eingesetzt werden.
Generelle Dosierungsempfehlungen existieren nicht, da eine wirksame Dosis immer vom Zweck der Einnahme, von der Art der Erkrankung und von einigen individuellen Faktoren abhängig ist. Empfehlungen der Kommission E des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte liegen allerdings für ganz bestimmte Indikationen und nur für den Trockenextrakt, extrahiert mit Aceton-Wasser, vor. Die Kommission E ist eine unabhängige und selbstständige wissenschaftliche Zulassungsbehörde, die für die Prüfung pflanzlicher Arzneistoffe zuständig ist.
Die Anwendungsgebiete, für die Empfehlungen vorliegen, sind folgende:[11]
Unter dem Übergriff Demenz werden verschiedene neurologische und psychiatrische Krankheitsbilder zusammengefasst, die zunächst durch den fortschreitenden Verlust kognitiver Fähigkeiten gekennzeichnet sind. Im späteren Verlauf der Erkrankung kommt es zu Veränderungen der Persönlichkeit, Verlust von Alltagskompetenz und starken Einschränkungen der Motorik, des Erinnerungsvermögens und der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit.
Die Ursachen für das Entstehen einer Demenzerkrankung sind nur bei einigen Formen der Erkrankung geklärt, für andere fehlen noch eindeutige Ergebnisse. Behandlungsoptionen richten sich nach Ursache und Fortschritt der Erkrankung. In einigen Fällen – vor allem am Anfang der Erkrankung – sind die Symptome der Gehirnleistungsstörung zumindest teilweise reversibel oder es kann die Weiterentwicklung verzögert werden.
Es wird zwischen primären und sekundären Demenzen unterschieden. Bei ersteren sind die Symptome der Erkrankung immer durch Gehirnveränderungen verursacht und sie gelten als nicht reversibel. Sekundäre Demenzen, die beispielsweise durch Verletzungen oder Alkoholmissbrauch entstehen, sind teilweise umkehrbar.
Die WHO zählt die Demenzen zu den organischen psychischen Störungen und teilt sie wie folgt ein:[12]
Es ist jedoch umstritten, ob jede hirnorganisch bedingte Leistungsstörung schon als Demenz klassifiziert werden sollte. Klassische Symptome wie Gedächtnis- und Denkstörungen sind Teil des normalen Alterungsprozesses und müssen deshalb nicht unbedingt als pathologisch definiert werden. Ein hohes Lebensalter ist allerdings der größte Risikofaktor für die Entwicklung von Demenzerkrankungen.
Häufigste Form der Demenz ist die sogenannte Alzheimer-Demenz, unter der mehr als 60 % der Betroffenen leiden. Es handelt sich dabei um eine primäre Demenz, die neben den schon beschriebenen Symptomen durch Verhaltensauffälligkeiten und verschiedene neuropsychiatrische Symptome gekennzeichnet ist. Die Alzheimer-Demenz zeichnet sich vor allem durch mikroskopisch erkennbare Ablagerungen (sogenannte Plaques) im Gehirn aus.
Weitere Faktoren, die das Entstehen einer Demenz begünstigen, sind Adipositas, kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus, Depressionen, Niereninsuffizienz und Rauchen. Viele dieser Erkrankungen stehen in Zusammenhang mit Stoffwechselprozessen, die zur Schädigung von Blutgefäßen, Nerven- und Gehirnzellen führen. Die Folge ist eine Minderdurchblutung des Gehirns, die für die beschriebenen typischen Symptome der Demenz mitverantwortlich ist. [13]
Zur Wirkung von Arzneimitteln mit den Wirkstoffen des Ginkgo Biloba-Extraktes bei Demenz-Erkrankungen liegen Daten aus mehreren klinischen Studien vor. Sie kommen zu keinem einheitlichen Ergebnis. Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass standardisierte Gingko biloba-Präparate durch ihre Fähigkeit, Sauerstoffradikale abzufangen und die Durchblutung zu fördern, zumindest einige Risikofaktoren für Demenzerkrankungen minimieren können.
Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2015 kam jedenfalls zu dem Ergebnis, dass durch die präventive Gabe von Ginkgo Biloba-Extrakt im Vergleich zur Placebogruppe keine unerwünschten Nebenwirkungen entstehen. In der Behandlung von Alzheimer-Patienten zeigte sich, dass eine frühzeitige Gabe von Ginkgo Biloba-Extrakt in Kombination mit einem Cholinesterasehemmer und Memantin Demenzsymptome verringern und Hospitalisierungen verzögern kann. [14] [15]
Von arteriellen Durchblutungsstörungen spricht man, wenn der Blutfluss in einer oder mehreren Arterien des Körpers aus verschiedenen Ursachen eingeschränkt ist. Das Blut gelangt dann nicht mehr in die zu versorgende Körperregion, was in den Versorgungsgebieten der betroffenen Arterie zu unterschiedlichen Symptomen führt. Ursache für Durchblutungsstörungen sind häufig Gefäßverschlüsse, die durch eine Arteriosklerose ausgelöst werden.
Gefäßstenosen finden sich zum Beispiel bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) und bei der koronaren Herzkrankheit (KHK). Bei der pAVK sind meist Gefäße des Beines, seltener aber auch der Arme, stenosiert (verengt) und verschließen sich mit fortschreitender Krankheit zur Gänze. Man geht davon aus, dass ab einem Alter von 50 Jahren etwa 10 % der Bevölkerung von einer pAVK betroffen sind.
Im Anfangsstadium verläuft die Erkrankung oft symptomlos und wird nur durch Zufallsbefunde entdeckt – ein Hinweis auf eine pAVK kann zum Beispiel ein fehlender Fußpuls sein. Männer sind etwa viermal häufiger betroffen als Frauen. Da Betroffene in einem späteren Stadium der Krankheit Schmerzen bei längeren Gehstrecken verspüren und deshalb öfters stehen bleiben müssen, wird die Krankheit auch als 'Schaufensterkrankheit' bezeichnet. [16]
Bei der koronaren Herzkrankheit handelt es sich um arteriosklerotische Verengungen, die die Herzkranzgefäße verengen. Durch die Koronarstenose kommt es zu Durchblutungsstörungen des Herzmuskels, die entweder 'stumm' verlaufen oder sich durch eine Angina pectoris bemerkbar machen kann. Die anfallsartigen Schmerzen, die die Angina pectoris kennzeichnen, entstehen durch eine mangelhafte Durchblutung des Herzens. [17]
Auch das Gehirn kann von einer arteriellen Durchblutungsstörung betroffen sein: Man spricht dann von einer Zerebralarteriensklerose. Durch die Minderdurchblutung des Gehirns kann es zu einer Vielzahl reversibler oder irreversibler Folgeschäden kommen: fortschreitende kognitive Defizite, Schwindel, neurologische Ausfälle und Schlaganfälle (ischämische Insulte) treten am häufigsten auf.
Die wichtigsten Risikofaktoren für arterielle Durchblutungsstörungen sind Rauchen, Bluthochdruck sowie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipidämie), Adipositas und das metabolische Syndrom.
Zur Prävention und Therapie der arteriellen Verschlusskrankheit und einiger weiterer Indikationen aus dem Spektrum der Durchblutungsstörungen sind Ginkgo Biloba-Extrakte zugelassen. Der Wirkmechanismus des Ginkgo Biloba beruht bei diesen Indikationen auf der Förderung der Durchblutung durch Freisetzung von Stickstoffoxid (NO). Die dafür verantwortlichen Wirkstoffe sind Bilobalid und Querceptin.
Stickstoffoxid hat eine vasodilatorische Wirkung – das bedeutet, es sorgt für die Erweiterung der Gefäße und dadurch für einen besseren Blutfluss. Die in den Ginkgo-Extrakten enthaltenen Flavonoide sorgen außerdem für die Neutralisierung von freien Radikalen, die Gefäßschäden verursachen können. [18]
Schwindel (medizinischer Fachausdruck: Vertigo) ist keine eigene Krankheit, sondern ein Symptom, das bei einer Vielzahl von Erkrankungen auftreten kann. Er ist charakterisiert durch eine Störung des Gleichgewichtssinnes, die das Gefühl entstehen lässt, die Umgebung würde sich drehen oder schwanken. Manchmal wird dieses Gefühl auch von Übelkeit oder Erbrechen begleitet.
Ursache für einen Schwindel sind widersprüchliche Informationen, die die Sinnesorgane an das Gehirn senden. Diese Informationen können visueller Natur sein, über das Gleichgewichtsorgan im Ohr weitergeleitet werden oder durch Sensoren in Muskulatur, Sehnen und Gelenken – sogenannten Propriozeptoren oder Stellungsfühlern – vermittelt werden.
Das Gehirn versucht in der Folge, diese widersprüchlichen Informationen zu verarbeiten und auszugleichen. Durch diese Fehlinterpretation bleiben normale Anpassungen der Stellung an die Umgebung aus und es kommt zu ineffektiven Versuchen, im Gleichgewicht zu bleiben – durch dieses Gegensteuern entsteht Schwindel.
Es gibt eine Vielzahl an möglichen Ursachen für Schwindel. Oft sind sie harmlos – Menschen, die an einem niedrigen Blutdruck leiden, sind zum Beispiel häufig von Schwindel betroffen. Häufig und weniger harmlos ist jedoch Schwindel, der durch Durchblutungsstörungen des Gehirns ausgelöst wird. Andere mögliche Auslöser sind Vergiftungen, Traumata, Sehstörungen, Herzrhythmusstörungen, arterieller Bluthochdruck oder Verspannungen im Bereich der Halswirbelsäule.
Schwindel kann sich unterschiedlich äußern: Man unterschiedet nach Art der Symptome den systematischen Schwindel (Drehschwindel, Schwankschwindel) und den unsystematischen Schwindel (Gangunsicherheit). Schwindel in Verbindung mit Benommenheit kommt vor allem im höheren Lebensalter vor. Für eine effektive Behandlung muss immer zunächst der Auslöser des Schwindels festgestellt und die Grunderkrankung behandelt werden. [19]
Sind Gefäßerkrankungen und eine daraus folgende Minderdurchblutung des Gehirns die Ursache für Störungen des Gleichgewichts, stellt eine zusätzliche Behandlung mit Ginkgo-Extrakt eine mögliche Therapieoption dar. In einem Review mehrerer randomisierter, placebokontrollierter Doppelblindstudien bestätigten sich positive Effekte. Es liegt damit eine überzeugende Evidenz für die Wirksamkeit dieser Präparate vor.
Auf welchen Wirkmechanismen der Rückgang der Schwindelsymptomatik durch die Gabe von standardisiertem Ginkgo Biloba-Extrakt basiert, ist nicht abschließend geklärt. Die nachgewiesenen durchblutungsfördernden Wirkungen des Ginkgo Biloba, seine Eigenschaft als Radikalenfänger und die kognitiv aktivierenden Wirkungen dürften dabei eine Rolle spielen. [20]
Unter Tinnitus versteht man dauerhafte oder regelmäßig wiederkehrende,3unangenehme Ohrgeräusche, die ohne äußere Schallquelle entstehen. Es wird zwischen objektivem Tinnitus, der auch für Untersucher hör- oder messbar ist, und subjektivem Tinnitus, den ausschließlich die Betroffenen hören können, unterschieden.
Objektiver Tinnitus hat oft Strömungsgeräusche von Arterien des Innenohrs, Gefäßmissbildungen oder Verspannungen der Mittelohrmuskeln zur Grundlage und wird am ehesten als Ticken wahrgenommen. Subjektiver Tinnitus wird dagegen am häufigsten von Lärmbelastungen (Dauerlärm, Knalltrauma) ausgelöst. Weitere mögliche Ursachen sind Erkrankungen des Innenohrs, Mittelohrentzündungen, Muskelverspannungen im Bereich der Halswirbelsäule und Schädigungen des Gehörsinns durch Medikamente.
Eine weitere Unterteilung lässt sich nach der Dauer der Geräusche treffen. Bei bis zu drei Monaten spricht man von einem akuten Ohrgeräusch, länger andauernde Geräusche werden als chronischer Tinnitus bezeichnet. Insbesondere bei der chronischen Form des Tinnitus kann der Leidensdruck für die Betroffenen beträchtlich sein.
Die Geräusche werden von den meisten Patienten als extrem störend und belastend erlebt. Wie hoch die Belastung ist, ist neben der Dauer auch von der Art und Intensität der Geräusche abhängig. Sie werden individuell sehr unterschiedlich wahrgenommen und zum Beispiel als Pfeifen, Brummen, Klingeln, Rauschen, Knacken oder Zischen beschrieben.
Zur Therapie des Tinnitus stehen leider nur wenige effektive medikamentöse Optionen zur Verfügung. Aus diesem Grund wird Betroffenen, die an einer chronischen Form der Krankheit leiden, oft dazu geraten, sich an die ungeliebten Geräusche mit Hilfe von Desensibilisierung, Habituations- oder kognitiver Verhaltenstherapie zu gewöhnen.
Die akute Form des Tinnitus wird dagegen unter anderem mit durchblutungsfördernden Mitteln behandelt. Sie hat auch grundsätzlich eine bessere Aussicht, spontan abzuheilen oder sich zumindest zu verbessern. Ginko biloba-Präparate, die den Vorschriften für Arzneimittel entsprechen, fördern erwiesenermaßen die Durchblutung und werden deshalb in der Alternativmedizin auch zur Behandlung des Tinnitus eingesetzt.
Die wissenschaftliche Evidenz für diese Behandlungsoption ist jedoch nicht ausreichend, um eine abschließende Aussage über die Effektivität einer Tinnitustherapie mit Präparationen aus Ginkgo Biloba treffen zu können. Eine umfassende Analyse von vorhandenem Datenmaterial und Studien zu dieser Thematik brachte widersprüchliche Ergebnisse und eignet sich daher nicht für eine generelle Empfehlung.
Patienten, bei denen ein Tinnitus erstmalig auftrat, profitierten von der Einnahme von Ginkgo Biloba jedenfalls nicht. Einen etwas günstigeren Outcome gab es in der Gruppe von Betroffenen, die zusätzlich unter Demenz oder der Alzheimer-Krankheit litten: Bei ihnen zeigte sich eine leichte, aber statistisch signifikante Reduktion der Tinnitus-Symptomatik. [21]
Kopfschmerzen und Migräne zählen zu den am häufigsten auftretenden Beschwerden des Nervensystems überhaupt. Beinahe jeder war schon einmal davon betroffen. So banal kurzzeitige, rasch wieder abklingende Kopfschmerzattacken auf den ersten Blick erscheinen – die Krankheit kann zu einer beträchtlichen Minderung der Lebensqualität führen. Das trifft besonders dann zu, wenn die Attacken chronisch werden oder die Schmerzintensität besonders hoch ist.
Kopfschmerzen unterscheiden sich in ihrer Intensität, der Art ihres Auftretens und der Schmerzqualität. Im Wesentlichen lassen sie sich in Migräne, Spannungskopfschmerz und Clusterkopfschmerz unterteilen. Eine weitere Unterteilung erfolgt in primären und sekundären Kopfschmerz: Während bei ersterem der Schmerz selbst die Krankheit definiert und die Ursache unklar ist, ist sekundärer Kopfschmerz immer die Begleiterscheinung einer anderen Krankheit.
Als Ursache des sekundären Kopfschmerzes kommen viele unterschiedliche Ereignisse infrage. Neurologische, internistische und HNO-Ursachen, Traumen, Vergiftungen durch Medikamente oder Nahrungsmittel, aber auch psychogene Faktoren spielen eine Rolle bei der Entstehung der Schmerzen.
Unter besonders hohem Leidensdruck stehen Patienten, die von Migräne betroffen sind. Migräne ist durch anfallartige, sehr schmerzintensive, oft pulsierende und bis zu drei Tage anhaltende Kopfschmerzattacken gekennzeichnet, die durch ihre unangenehmen Begleiterscheinungen zu einem starken Krankheitsgefühl führen. Übelkeit, Erbrechen und eine stark erhöhte Licht- und Lärmempfindlichkeit sind die häufigsten davon.
Die klassische Form der Migräne wird oft von einer sogenannten 'Aura' begleitet. Darunter versteht man neurologische Defizite, die meist nur kurz andauern und nach Ende der Attacke wieder vollständig abklingen. Sie können in Form von Gesichtsfeldausfällen, denen Lichtblitze folgen, auftreten. Es wird vermutet, dass für diese Symptome eine Blutzirkulationsstörung in einem der Hauptgefäße des Gehirns, der Arteria cerebri posterior, verantwortlich ist.
Die Behandlung der Migräne erfolgt hauptsächlich mit Schmerzmitteln. Bei sehr starken Verlaufsformen stehen auch spezielle Medikamente – sogenannte Triptane – zur Verfügung, die zu einer Verengung der Blutgefäße im Gehirn führen und Entzündungen hemmen. Zur Anfallsprophylaxe werden vor allem Betablocker, Calciumantagonisten und diverse Antiepileptika eingesetzt.
Arzneimittel mit den Wirkstoffen des Gingko biloba werden ebenfalls zur Vorbeugung und Therapie von Kopfschmerzattacken eingesetzt. Mehrere klinische Studien bestätigen die Wirksamkeit zur Prävention der Migräneattacke und als therapeutische Maßnahme in der akuten Attacke. Allerdings sind noch weitere Untersuchungen mit einer höheren Teilnehmerzahl notwendig, um diese Ergebnisse ausreichend abzusichern. [22] [23] [24]
Eine Depression ist eine ernste psychische Erkrankung, deren Hauptmerkmale eine gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit, Interesse- und Freudlosigkeit sind. Sie ist nicht mit dem normalen Stimmungsbild der Traurigkeit zu verwechseln, sondern eher durch ein allgemeines 'Gefühl der Gefühllosigkeit' charakterisiert.
Klinisch manifeste Depressionen verschwinden im Gegensatz zu depressiven Verstimmungen nicht von selbst, sondern sind immer behandlungsbedürftig. Sie zeigen sehr komplexe Krankheitsbilder mit einer Vielzahl von Symptomen. Neben leichten depressiven Episoden können mittelgradige bis schwere depressive Symptome mit oder ohne psychotischer Komponente auftreten.
Ob Ginkgo Biloba einen Beitrag zur Verbesserung der Symptomatik bei depressiven Patienten, in Ergänzung zu einer adäquaten medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung, leisten kann, ist noch nicht ausreichend geklärt. Die Wirksamkeit von Ginkgo Biloba auf Erkrankungen aus dem neuropsychiatrischen Spektrum wurde in den letzten Jahren allerdings intensiver untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass nicht alle Patientengruppen gleichermaßen zu profitieren scheinen.
Eine Verbesserung der depressiven Symptomatik wurde vor allem bei älteren Patienten festgestellt, die zusätzlich unter leichten kognitiven Störungen litten. Ob die Einnahme von Ginkgo Biloba positiven Einfluss auf die Stimmung und Symptome von jüngeren Patienten mit klassischen Depressionen oder der saisonalen Variante, der Winterdepression, hat, ist dagegen nicht ausreichend belegt. [25] [26]
Eine positive Wirkung der Inhaltsstoffe des Ginkgo Biloba auf entzündliche Erkrankungen der Atemwege wie Asthma bronchiale wird immer wieder behauptet. Es lassen sich aber keine ausreichenden Hinweise auf eine Wirksamkeit finden, da die klinische Studienlage dazu nicht ausreicht.
Während Potenzstörungen (fachsprachlich: erektile Dysfunktion) bei jüngeren Betroffenen oft eine psychische Komponente aufweisen und in der Regel nur vorübergehend bestehen, finden sich bei Männern im höheren Lebensalter häufiger organische Ursachen. Risikofaktoren sind neben dem Rauchen vor allem ein erhöhter Blutdruck, eine länger bestehende beziehungsweise nicht ausreichend gut eingestellte Diabeteserkrankung sowie erhöhte Blutfettwerte.
Langfristige Folgen dieser Erkrankungen sind arterielle oder venöse Durchblutungsstörungen, die wiederum eine mangelnde Blutzufuhr oder einen zu hohen Blutabfluss aus den Schwellkörpern verursachen können. Andere mögliche organische Ursachen sind meist neurologischer oder hormoneller Art. Auch manche Medikamente, vor allem Psychopharmaka, kommen als Auslöser für Potenzstörungen infrage.
Sind Durchblutungsstörungen die Ursache der erektilen Dysfunktion, scheint eine Behandlung mit Ginkgo Biloba-Präparaten naheliegend, da die Förderung der Durchblutung für diese Präparate wissenschaftlich nachgewiesen ist. Ausreichende Evidenz für diese Wirkung ist aber nicht vorhanden. Die wenigen klinischen Studien, die zu dieser Fragestellung durchgeführt wurden, untersuchten hauptsächlich die durch Psychopharmaka-Einnahme bedingte erektile Dysfunktion und zeigen keine statistisch signifikanten Zusammenhänge auf. [27] [28]
Arzneimittelzubereitungen und Nahrungsergänzungsmittel, die Wirkstoffe des Ginkgo Biloba enthalten, können mit anderen Substanzen verschieden stark interagieren. Einige Wirkstoffe sollten deshalb auf keinen Fall mit Ginkgo Biloba zugleich eingenommen werden, bei anderen ist besondere Vorsicht geboten. Im Zweifel sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden.
Starke Wechselwirkungen – nicht gemeinsam mit Ginkgo Biloba eingenommen werden sollten: alle Antikoagulantien und alle Medikamente, die ebenfalls die Blutgerinnung hemmen, wie Aspirin, Ibuprofen, Diclofenac.
Mittlere Wechselwirkung – die gemeinsame Einnahme mit Ginkgo Biloba sollte nur mit besonderer Vorsicht erfolgen: bestimmte Antidepressiva, Medikamente zur Diabetesbehandlung, Antikonvulsiva. [29]
Die Gefahr einer Überdosierung von Ginkgo Biloba besteht im Normalfall nicht, sofern nur kontrollierte, standardisierte Produkte eingenommen und Dosierungsvorschriften eingehalten werden. Vorsicht ist geboten beim Konsum unbehandelter Pflanzenteile, die unbekannte Mengen an Ginkgotoxinen enthalten können.
Nebenwirkungen treten in Verbindung mit einer Einnahme von Ginkgo Biloba-Präparaten aus kontrolliertem Anbau und standardisierter Verarbeitung nur sehr selten auf. Besteht eine Unverträglichkeit gegen einen oder mehrere der Wirkstoffe des Gingko biloba, kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Tees und Teemischungen, deren Wirkstoffanteil nicht bekannt ist, können aufgrund enthaltener Ginkgolsäuren zu Nebenwirkungen führen.
Mögliche Nebenwirkungen, die auch bei Einnahme empfohlener Mengen auftreten können, sind Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Krämpfe und Sodbrennen. Kopfschmerzen, Schwindel und allgemeines Unwohlsein wurden ebenfalls beschrieben.
Eine seltene, aber potenziell gefährliche Nebenwirkung wird durch das sogenannte Ginkgotoxin ausgelöst. Dieses findet sich hauptsächlich in den Samen der Pflanze und in wesentlich geringerem Anteil in den Blättern. Es ist ein Antivitamin, das in seiner chemischen Struktur dem Vitamin B6 ähnelt.
Vergiftungen mit Ginkgotoxinen sind selten und wurden nur in Einzelfällen beschrieben. Betroffene waren vor allem Kinder, die Ginkgosamen zu sich genommen haben. Sie können zu Krämpfen, epileptischen Anfällen und Bewusstlosigkeit führen.
In der Schwangerschaft ist Ginkgo Biloba aufgrund mangelhafter Datenlage zur sicheren Anwendung kontraindiziert. [30] [31]
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