Das Sonnenvitamin D erfüllt eine Vielzahl von Funktionen im Körper, und ist wohl am besten für seinen Einfluss auf die Erhaltung der Knochenstabilität und Vorbeugung gegen Osteoporose bekannt.
Vitamin D hilft jedoch auch bei Entzündungen. Diese spezifische Aufgabe erfüllt Vitamin D durch vielfältige Interaktionen mit dem Immunsystem, mit dem es dieses aktiv im Kampf gegen Viren, Bakterien und andere Krankheitserreger unterstützt.
Bei einem Angriff auf das Immunsystem aktiviert Vitamin D spezielle mikrobenhemmende Mechanismen, die Entzündungen hemmen. Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D kann daher entscheidend dazu beitragen, akute sowie chronische Entzündungen zu verhindern, oder deren Heilungsprozess zu beschleunigen.
Die Funktion von Vitamin D gegen Entzündungen und Infektionskrankheiten ist keineswegs eine neue Erkenntnis. Eine der ersten klinischen Studien im Jahre 1848 zeigte, dass Lebertranöl, eine Quelle hochkonzentrierten Vitamin Ds, die Sterblichkeitsrate bei Tuberkulose Patienten von einem Drittel auf weniger als ein Fünftel senkte.
Zudem ging der Nobelpreis für Medizin im Jahre 1903 an Niels Finsen, für die Entdeckung der Photo- bzw. Lichttherapie zur Behandlung von Lupus vulgaris, einer Form der Hauttuberkulose. Wirkstoff dieser Therapie war das durch die UVB Strahlung der Sonne körpereigen hergestellte Vitamin D. Vitamin D war damit ein Vorläufer der später angewendeten Antibiotika und Chemotherapien zur Eindämmung von Tuberkulose, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Europa wütete.
Möglicherweise zeugt das wachsende Interesse an Vitamin D zur Bekämpfung von Entzündungen, im Zeitalter sich rasant ausbreitender Antibiotika Resistenzen, von einem Weg zurück zum Ursprung. Tuberkulose hat zwar nicht mehr den Status einer Epidemie, fordert jedoch weltweit noch jährlich bis zu 1.5 Millionen Todesopfer.[1]
Eine vorbeugende Einnahme von Vitamin D ist sicher die wirkungsvollste Methode zur Bekämpfung von Entzündungen. Eine breit gefächerte Palette wissenschaftlicher Studien belegt, dass Personen mit einer ausreichenden Versorgung an Vitamin D weniger häufig an Atemwegserkrankungen und Lungenentzündung, Grippe, Ohrenentzündungen, Urogenital- und anderen Infektionen erkranken. Ein adäquater Vitamin D Spiegel verringert außerdem das Risiko einer Krankenhausinfektion und Blutvergiftung nach Operationen.[1] [2] [3] [4]
Bei den hier genannten Studien handelt es sich weitgehend um retrospektive Studien, was bedeutet, dass die Konzentration von Vitamin D im Blut mit der Wahrscheinlichkeit einer später auftretenden Infektion verglichen wurde. In allen genannten Fällen zeigte sich, dass ein unzureichender Vitamin D Spiegel (< 40 ng/ml) wesentlich häufiger zu Entzündungen, sowohl durch virale als auch bakterielle Erreger führte als eine adäquate Abdeckung (>60 ng/ml). Diese Ergebnisse zeigen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D Schutz vor Infektionen und Entzündungen bietet.
Diese Untersuchungen liefern also auch die Erklärung, warum viele Infektionen, wie zum Beispiel Grippe, aber auch Tuberkulose, in den sonnenarmen Monaten Hochsaison haben - weil der in diesen Monaten niedrigere Vitamin D Spiegel der meisten Menschen den Viren und Bakterien geringeren Widerstand leistet.
Die brennende Frage, ob die Vitamin D Einnahme bei bereits bestehenden Infektionen wirkungsvoll ist, wurde eigentlich schon mit den anfangs beschriebenen historischen Versuchen an Tuberkulose Patienten belegt, gilt allerdings immer noch als umstritten.
Eine vorsichtigere und vermutlich auch näherliegende Antwort lautet, dass Vitamin D das Immunsystem bei bestehenden Entzündungen optimal unterstützt. Neuere klinische Belege dafür stammen unter anderem von Untersuchungen an HIV Patienten. Nach Messung des Vitamin D Spiegels von bereits infizierten HIV Patienten wurde dieser mit einer Reihe von Entzündungsmarkern verglichen. Patienten mit niedrigen Vitamin D Konzentrationen im Blut zeigten dabei bedeutend höhere Konzentrationen von Interleukinen und anderen Faktoren, die auf einen höhere Aktivität des Immunsystems schließen lassen.
Dies bedeutet, das Vitamin D das Immunsystem selbst bei einem so aggressiven Angriff wie durch das HIV Virus entlastet und effizienter macht.[5] Heilung von einer HIV Infektion ist leider durch Vitamin D nicht möglich, das Vitamin könnte und sollte jedoch einen sicheren Platz in der Therapie von HIV und anderen Viruserkrankungen finden.
Dies kann, wie oft empfohlen, durch 'ausreichend Frischluft' an der Sonne geschehen, doch ist direkte Sonneneinstrahlung bei z.B. Grippeerkrankungen nicht angenehm. Hier helfen Vitaminpräparate, um das fehlende Sonnenlicht auszugleichen und den Vitamin D Spiegel anzuheben.
Die genaue Einnahmenmenge, die den größtmöglichen Schutz vor Entzündungen bietet, ist noch unklar, da viele Studien retrospektiv durchgeführt wurden. Eindeutig ist jedoch, dass der herkömmlich empfohlene Spiegel an Vitamin D von mindestens 40 ng/ml nicht unterschritten werden sollte, besonders nicht in den sonnenarmen Monaten. Eine tägliche Einnahme von mindestens 1.000 IU pro Tag ist empfohlen, um den Vitamin D Spiegel auf 40 bis 80 ng/ml anzuheben. Vitamin D Präparate bieten hier eine einfache Alternative, um optimal gegen die nächste Grippewelle gewappnet zu sein.
Eine Meta Analyse aller zu diesem Thema veröffentlichten Studien zeigte auf, dass eine regelmäßige, tägliche Einnahme von Vitamin D wirkungsvoller ist als die Boluseinnahmen von größeren Mengen in weiteren Zeitabständen, um vor akuten Atemwegserkrankungen zu schützen.[1] [6] Eine Einnahme von Vitamin D bei bestehenden akuten und chronischen Entzündungen ist ebenfalls empfehlenswert, um das Immunsystem optimal zu unterstützen und den Krankheitsverlauf einzudämmen.
Eine interessante Anwendungsalternative von Vitamin D wurde bei Frauen mit chronisch entzündlichen und häufig wiederkehrenden Scheide- und Muttermundentzündungen getestet. Bei sogenannten 'Problempatientinnen', die bis zu viermal jährlich aufgrund von Infektionen auffällige Abstriche hatten, wurde eine Anwendung von Tampons mit Olivenöl und Vitamin D Tropfen empfohlen.
Bei knapp der Hälfte der Patientinnen führte eine 8-wöchige Anwendung dieser Methode zu klinisch verbesserten Abstrichen und einer Verbesserung der Beschwerden, sowie einer Reduzierung der Infektionshäufigkeit.[7] Eine interne Anwendung von Vitamin D sollte jedoch auf alle Fälle vorher mit dem Arzt besprochen werden.
Die Einnahme von Vitamin D kann in der Vorbeugung und Behandlung von Entzündungen und infektiösen Erkrankungen empfohlen werden, um das Immunsystem bestmöglich zu unterstützen und einen Schutz gegen Erkrankungen aufzubauen. Während die Einnahme von Vitaminpräparaten unbedenklich ist, sollten alternative Anwendungsmethoden ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
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