Information, Wirkung, Mangel, Dosierung, Nebenwirkungen
Niacin, auch als Vitamin B3 bekannt, übernimmt im menschlichen Organismus zahlreiche Aufgaben im Stoffwechsel. Es trägt zur Hautgesundheit bei, beeinflusst die Blutfettwerte positiv und wirkt sich auf die Stimmung aus.
Ein Niacin Mangel kann schwerwiegende Folgen haben. Zu den Mangelerscheinungen gehören neben Durchfall und depressiven Verstimmungen auch Hautbeschwerden und Demenz. Zur Vorbeugung eines Niacin Mangels kann eine Supplementierung sinnvoll sein.
Niacin gehört ebenso wie Vitamin B12 oder Vitamin B6 zur Gruppe der Vitamine aus dem B-Komplex. Früher wurde der Vitalstoff auch als Vitamin B3 bezeichnet, dieser Name ist jedoch heute nicht mehr gebräuchlich. Eine weitere geläufige Bezeichnung ist Nicotinsäure. Dieser Begriff leitet sich von der Entdeckung des Vitamins bei der Oxidation von Nicotin ab. Häufig werden auch das Säureamid Nicotinamid sowie die aktiven Coenzyme Nicotinamid-adenin-dinukelotid (NAD) und Nicotinamid-adenin-dinukleotid-phosphat (NADP) dem Niacin zugeordnet.
Chemisch betrachtet ist die wasserlösliche Nicotinsäure eine sogenannte Pyridin-3-carbonsäure. Sie setzt sich aus einem Ring aus Pyridin und einer Carboxylgruppe zusammen. Somit gehört Niacin zu den organischen Verbindungen der Heterocyclen.
Niacin findet sich im menschlichen Körper in allen Zellen. Hauptspeicherort ist die Leber als zentrales Stoffwechselorgan. Die Leber ist auch in der Lage kleine Mengen Niacin selbst zu produzieren und wandelt den Vitalstoff zudem in die Coenzyme NAD und NADP um. Weitere Speicherorte sind die roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Die Reservekapazität für Niacin ist allerdings nicht besonders groß und reicht bei einem Erwachsenen durchschnittlich 3 Wochen.
Rezeptoren für Niacin finden sich zum Beispiel im sogenannten anterioren cingulären Cortex, einem Teil des Gehirns. Allerdings gelangt ausschließlich die Form Nicotinamid ins Gehirn. Die Nicotinsäure selbst kann die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren.
Die Entdeckung des Niacins ist eng mit der Geschichte der Erkrankung Pellagra verbunden. Dies wird besonders deutlich, wenn man weiß, dass Niacin früher auch als PP-Faktor (Pellagra Preventing Factor) bekannt war. Die Pellagra tritt vor allem bei einer einseitigen Ernährung mit Mais- und Hirseprodukten auf und ist durch Symptome wie Durchfall, Hauterkrankungen und Demenz gekennzeichnet.
Niacin wurde erstmals im Jahr 1867 durch die Oxidation von Nicotin gewonnen. Damals wurde die Substanz vor allem im Bereich der Fotografie verwendet. Ein Nutzen für die Gesundheit war zu dieser Zeit nicht bekannt.
Der Biochemiker Casimir Funk isolierte Niacin erstmalig im Jahr 1912 aus Hefe und Reiskleie. Eigentlich war er auf der Suche nach einem Heilmittel für die Erkrankung BeriBeri. Diese wird jedoch durch einen Mangel an Vitamin B1 verursacht.
Als Funk feststellte, dass Niacin nichts gegen BeriBeri ausrichten kann, forschte er weiter. Schlussendlich deckte jedoch erst der Wissenschaftler Joseph Goldeberger den Zusammenhang zwischen Pellagra und Niacin auf.
1937 gelang es dem Biochemiker Conrad Arnold Elvehjem, die chemische Struktur der Nicotinsäure offenzulegen. Um der Vitaminmangelerkrankung vorzubeugen, wurden fortan Getreideprodukte wie Weizen, Mais oder Hirse mit synthetisch hergestellter Nicotinsäure angereichert. [2]
Insbesondere tierische Lebensmittel wie Fleisch oder Fisch liefern viel Vitamin B3. Pflanzliche Produkte enthalten weniger Niacin. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (United States Department of Agriculture, USDA) hat eine umfassende Lebensmitteltabelle von Nahrungsmitteln und ihrem Niacingehalt erstellt. [2]
Milch, Milchprodukte und Eier
Obst und Gemüse
Nüsse und Samen
Das Vitamin ist zwar relativ stabil gegenüber dem Erhitzen und Kochen, aufgrund der Wasserlöslichkeit gibt es dennoch Kochverluste. Diese können vermieden werden, wenn das Kochwasser nach dem Kochen zur Essenszubereitung mitgenutzt wird.
Die Aufnahme von Niacin erfolgt zu großen Teilen bereits im Magen und im oberen Dünndarm. Während das Niacin aus den tierischen Lebensmitteln zu nahezu 100 Prozent resorbiert werden kann, liegt die Resorptionsrate bei pflanzlichen Lebensmitteln nur bei rund 30 Prozent. Das liegt daran, dass Niacin in Pflanzen gebunden vorliegt. Diese kovalenten Bindungen an Makromoleküle kann der Körper nur zum Teil auflösen.
Bestimmte Maßnahmen beim Kochen können jedoch den Anteil des freien Niacins erhöhen. So können die Verbindungen durch Rösten oder durch die Vorbehandlung des Getreides mit Calciumhydroxidlösung (Kalkwasser) gespalten werden. Auf diesem Weg können auch pflanzliche Grundnahrungsmittel einen guten Beitrag zur Niacinversorgung leisten. [4]
Die Nicotinsäure übernimmt im Körper verschiedene Aufgaben. Die Substanz ist unter anderem am Fett-, am Eiweiß- und am Kohlenhydratstoffwechsel beteiligt. Besondere Bedeutung kommt Niacin in Form der Coenzyme NAD beziehungsweise NADP zu.
NAD, das Nicotinamidadenindinukleotid, fungiert im Körper als Coenzym. Es ist als sogenanntes Redoxcoenzym an verschiedenen Redoxreaktionen beteiligt. Bei einer Redoxreaktion werden Elektronen von einem Reduktionsmittel auf ein Oxidationsmittel übertragen. Die gemeinsam ablaufende Kombination aus Oxidation und Reduktion spielt zum Beispiel beim Abbau von Kohlenhydraten und beim Citratzyklus eine Rolle. Der Citratzyklus trägt wesentlich zur Energiesynthese in den Körperzellen bei.
Nicotinamidadenindinukleotidphosphat ist unter anderem Oxidationspartner für Glutathion und ist ferner an der Synthese von Fettsäuren beteiligt. NADP dient zudem der Energiegewinnung und übernimmt antioxidative Aufgaben in den Körperzellen.
Das Vitamin ist also an zahlreichen Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt. Es:
Der Körper kann mithilfe von Vitamin B6 aus der Aminosäure Tryptophan Niacin selbst herstellen. Allerdings ist die Produktion des Vitamins limitiert und reicht somit in der Regel nicht aus, um den Bedarf zu decken. Der tägliche Niacinbedarf hängt auch vom Energiebedarf des Körpers ab. Je mehr Energie der Organismus benötigt, desto mehr Niacin muss mit der Nahrung aufgenommen werden.
Eine Ernährung mit zu wenig Niacin, Vitamin B6 und Tryptophan kann folglich zu einem Mangel führen. Ein Mangel kann sowohl durch eine Unter- als auch durch eine Fehlernährung hervorgerufen werden. Während bei der Unterernährung der gesamte Vitaminbedarf durch das mangelnde Nahrungsangebot nicht gedeckt wird, ist bei der Fehlernährung das Nahrungsangebot falsch zusammengestellt. Besonders gefährdet sind Obdachlose sowie Menschen, die unter einer Essstörung leiden.
Ein Niacin Mangel kann auch dann entstehen, wenn der Körper das Vitamin nicht aus der Nahrung aufnehmen kann. Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder chronische Magenentzündungen können die Resorptionsleistung herabsetzen.
In Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei der Alkoholsucht ist der Niacinbedarf erhöht. Ebenso leiden Krebspatienten sowie Patienten, die aufgrund einer Nierenerkrankung zur Dialyse müssen, häufiger unter einem B3 Mangel. Verschiedene Medikamente können ebenfalls zu einem Vitaminmangel führen. Dazu gehören:
nbsp;[5]
Der Niacin Mangel äußert sich zunächst nur durch unspezifische Allgemeinsymptome wie Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Müdigkeit, Schwäche oder erhöhte Infektanfälligkeit. Es können auch Schlaf-, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen auftreten.
Ein anhaltender Mangel ist vor allem durch die 3-D-Symptomatik der Vitaminmangelkrankheit Pellagra charakterisiert:
Erstmalig beschrieben wurde die Erkrankung im Jahr 1735 durch den Spanier Gaspar Casal, der Name Pellagra wurde hingegen durch den Italiener Francesco Frapolli 1771 etabliert. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts breitete sich die Krankheit unter anderem in Frankreich, Rumänien und auch in Ägypten aus. Nach 1900 wurde Pellagra auch zu einem großen Problem in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Die Haut verändert sich bei einem Niacin Mangel besonders stark. Sie weist ausgeprägte Pigmentierungen und Schuppungen auf. Typischerweise zeigt sich bei Menschen mit einem starken Vitaminmangel eine Entzündung der Zunge (Glossitis). Unbehandelt kann ein Niacin Mangel zum Tod führen. [6]
Pellagra ist eine schwerwiegende Krankheit, die durch einen Mangel an Niacin ausgelöst wird. Zwar ist die Erkrankung nicht mehr so weit verbreitet wie im 19. Jahrhundert, sie tritt aber immer noch auf.
Eine einseitige und nicotinsäurearme Ernährung ist die Hauptursache der Pellagra. Insbesondere eine Ernährung, die fast ausschließlich aus alkalisch unbehandeltem oder ungeröstetem Mais sowie aus Sorghumhirse besteht, führt zu einem Niacin Mangel.
In diesen Nahrungsmitteln ist das Vitamin B3 nur in Form des Niacytins enthalten, das in seiner unveränderten Form nicht vom menschlichen Körper aufgenommen werden kann. Infolge kommt es zu einem Mangel an Vitamin B3.
Die Geschichte der Pellagra beginnt mit der Einfuhr der Maispflanze nach der Entdeckung Amerikas. Der Mais bringt eine gute Ernte, sodass sich die Maispflanze in ganz Europa schnell verbreitete. Insbesondere in Gegenden, in denen die Menschen hauptsächlich Produkte aus Mais verzehrten, erkrankten viele Bewohner an einer unbekannten Erkrankung.
Das auffälligste Symptom war eine raue Haut, die der Pellagra zu ihrem Namen verhalf. Zwar wurde der Zusammenhang zwischen dem hohen Maiskonsum und der Pellagra bereits im 18. Jahrhundert vermutet, die genaue Ursache blieb jedoch lange unbekannt.
Erst Joseph Goldberger und seine Kollegen konnten zu Beginn des 20. Jahrhunderts nachweisen, dass die Pellagra eine Erkrankung ist, die durch eine Fehlernährung und einen daraus folgenden Mangel an Niacin entsteht. [7]
War die Hypovitaminose in früheren Zeiten in ganz Europa verbreitet, tritt sie heute eher selten auf. Insbesondere in den ärmeren Gegenden Afrikas, in denen viele Menschen Hunger leiden und sich sehr einseitig ernähren, gibt es jedoch immer wieder Fälle von Pellagra. In den westlichen Industriestaaten kann die Hypovitaminose bei Menschen mit Essstörungen wie der Magersucht und auch bei Alkoholikern sowie bei Obdachlosen auftreten. [8]
Die Veränderungen der Haut treten vor allem an den Stellen auf, die dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Es zeigt sich eine entzündliche Hautrötung mit starker Verhornung und schmerzhaften Hauteinrissen. Die Haut ist dunkler verfärbt und juckt.
Doch nicht nur die Haut, sondern auch die Schleimhäute leiden unter dem Vitaminmangel. Durch die Beeinträchtigungen der Darmschleimhaut kommt es zu Durchfall und Verdauungsstörungen. Die Demenz der Patienten äußert sich durch eine Störung des Gedächtnisses sowie durch eine eingeschränkte Urteilsfähigkeit, Beeinträchtigungen der Intelligenz und Veränderungen in der Persönlichkeit.
Da die Pellagra eine reine Hypovitaminose ist, lässt sich der Erkrankung gut mit der Zufuhr von Niacin vorbeugen. Auch die Behandlung der Pellagra umfasst eine sofortige Gabe von Nicotinsäure oder Nicotinamid.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt in ihren Leitlinien zur Prävention und Behandlung von Pellagra eine Zufuhr von 15 bis 20 mg Niacin pro Tag zur Pellagraprophylaxe. Patienten, die bereits erkrankt sind, sollten über einen Zeitraum von 3 bis 4 Wochen täglich 300 mg Nicotinamid erhalten. [8]
Vitamin B3 kommt grundsätzlich in 2 verschiedenen Formen vor: Nicotinsäure und Nicotinamid.
Die Nicotinsäure ist eine Carbonsäure des Pyridins. Die Pyridin-3-carbonsäure besteht aus einem Pyridinring und einer Carbongruppe. Die Summenformel lautet C6H5NO2. Nicotinamid ist hingegen das Amid der Nicotinsäure. Amide sind chemische Verbindungen, die sich vom Ammoniak ableiten. Der Körper ist in der Lage, die beiden Formen ineinander umzuwandeln.
Die verschiedenen Bezeichnungen für Vitamin B3 können verwirren. So wird der Begriff Niacin in der Regel sowohl für die Nicotinsäure als auch für das Nicotinamid genutzt. Nicotinamid ist ebenfalls unter den Bezeichnungen Nicotinsäureamid oder Niacinamid bekannt.
Der Vitamin-B-Komplex umfasst insgesamt 8 Vitamine, die allesamt dem Organismus als Vorstufen für verschiedene Coenzyme dienen. Zu den B-Vitaminen gehören neben dem Niacin:
Zwar werden alle diese Vitamine der B-Gruppe zugeordnet, es handelt sich jedoch keinesfalls um eine einheitliche Gruppe, sondern um pharmakologisch völlig unterschiedliche Stoffe. Die Nummerierung der B-Vitamine ist nicht durchgängig, da viele Substanzen, die früher den B-Vitaminen zugeordnet wurden, schlussendlich doch nicht als Vitamine klassifiziert wurden.
Die größte Gemeinsamkeit der Vitamine aus dem B-Komplex ist ihre Wasserlöslichkeit. Mit Ausnahme des Vitamins B12 und zu einem geringen Teil auch des Niacins kann der Körper die B-Vitamine nicht speichern. Ein Überschuss wird über den Urin ausgeschieden, sodass der Mensch auf eine kontinuierliche Zufuhr angewiesen ist.
Die Supplementierung von B-Vitaminen in einem Komplex kann sinnvoll sein, da sich die einzelnen Vitamine in ihrer Wirkung gegenseitig unterstützen. Für einige Stoffwechselprozesse ist zudem die Zusammenarbeit verschiedener B-Vitamine erforderlich.
So können Vitamin B12 und Vitamin B9 einer Anämie entgegenwirken. Ein Mangel an Vitamin B6 kann auch zu einem Vitamin B3 oder Vitamin B12 Mangel führen. Ein Mangel an Vitamin B3, der schlussendlich zur Pellagra führt, geht häufig mit einem Mangel an Vitamin B2 und Vitamin B1 einher. Werden diese Vitamine in der Behandlung der Pellagra ebenfalls supplementiert, kann sich dies positiv auf den Heilungsverlauf auswirken. [9]
Der Tagesbedarf an Niacin hängt vor allem vom Energiebedarf des Körpers ab. Benötigt der Organismus viel Energie, ist auch der Bedarf an Vitamin B3 hoch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht die Zufuhr von 2 bis 17 mg Niacin pro Tag.
Kinder und Jugendliche
Erwachsene
Insbesondere während der Pubertät haben Kinder und Jugendliche einen erhöhten Niacinbedarf. Das liegt daran, dass der Körper in Phasen, die mit einem hohen Energiebedarf einhergehen, besonders viel Vitamin B3 benötigt. Das Wachstum, die Skelettreife sowie die Geschlechtsreife fordern viel Energie. Noch dazu ernähren sich viele Teenager nur bedingt ausgewogen, sodass in der Wachstums- und Pubertätsphase eine Supplementierung von Nährstoffen sinnvoll sein kann.
Mit zunehmendem Alter sinkt der Niacinbedarf zwar leicht, häufig kommt es jedoch im höheren Lebensalter zu Resorptionsstörungen und damit zu einer verminderten Aufnahme. In Phasen körperlicher und/oder psychischer Belastung kann der Bedarf zudem erhöht sein, sodass hier auf eine ausreichende Zufuhr über die Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel zu achten ist. Auch bei vermehrtem Alkoholkonsum sowie bei Einnahme verschiedener Medikamente wie beispielsweise Antidepressiva kann ein individueller Mehrbedarf vorliegen.
Ein erhöhter Bedarf besteht vor allem in der Schwangerschaft und in der Stillzeit. Werdende und stillende Mütter sollten zwischen 14 und 16 mg Niacin pro Tag zu sich nehmen. Insbesondere Frauen, die die ersten Monate vollstillen, benötigen viel Vitamin B3.
Cholesterin ist eine fettartige Substanz, die in allen tierischen Zellen vorkommt. Es spielt eine Rolle für die Stabilität der Zellmembran und ist Voraussetzung für die Produktion von Sexualhormonen. Beim Menschen wird das Cholesterin zum Großteil in der Leber produziert, aber zum Teil auch mit der Nahrung aufgenommen.
Cholesterin ist in Wasser unlöslich und muss deshalb zum Transport an Lipoproteine wie LDL oder HDL gebunden werden. Für die Gesundheit spielt sowohl der Gesamtcholesterinspiegel als auch der LDL- und der HDL-Spiegel eine Rolle.
Das Low-Densitiy (LDL)-Cholesterin hat im Vergleich zum High-Density (HDL)-Cholesterin einen hohen Fettgehalt. Cholesterin mit einem hohen Lipidanteil neigt dazu, sich in den Gefäßen abzulagern. Die Folge ist eine Verkalkung der Arterien (Arteriosklerose) mit Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Hauptaufgabe des HDL ist es, überschüssiges Cholesterin aus den Geweben zurück zur Leber zu transportieren. Hier wird das Cholesterin in Gallensäuren umgewandelt und mit der Gallenflüssigkeit ausgeschieden. HDL wirkt deshalb einer Ablagerung in den Gefäßen entgegen.
Das Vitamin Niacin kann sich positiv auf die Cholesterinwerte auswirken. Sowohl Menschen mit zu hohen LDL-Werten als auch Patienten mit niedrigen HDL-Werten können von der Einnahme von Vitamin B3 profitieren.
Niacin führt in der Leber zu einer verminderten Produktion von Low-Densitiy-Lipoprotein-Cholesterin. Zugleich regt die Substanz die Synthese des High-Density-Lipoprotein-Cholesterins an. Niacin beeinflusst ebenfalls die Synthese der Triglyceride. Hohe Triglyceridspiegel gelten auch als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. [1]
Statine sind eine Gruppe von Arzneimitteln, die der Arzt zur Behandlung hoher Cholesterinspiegel verordnet. Bekannte Arzneistoffe mit dem Wirkstoff sind zum Beispiel Simvastatin, Lovastatin oder Rosuvastatin. Die Arzneistoffe hemmen das Enzym HMG-CoA-Reduktase, das an der Herstellung des Cholesterins beteiligt ist.
Verschiedene Studien haben untersucht, ob und wie Niacin eine Therapie mit Statinen und anderen Lipidsenkern unterstützen oder ergänzen kann. Niacin stellte sich dabei vor allem als eine gute Alternative zur Statintherapie dar, wenn Unverträglichkeiten gegenüber den Cholesterinsenkern bestehen. [11]
Viele Patienten mit erhöhten Cholesterinwerten, die Statine einnehmen, leiden unter Muskelschmerzen. Die Prävalenz, also die Häufigkeit dieser sogenannten Statin-assoziierten Muskelsymptome (SAMS) beträgt mindestens 5 Prozent, einige Mediziner gehen sogar von bis zu 20 Prozent aus. Niacin kann bei diesen Patienten zur Cholesterinsenkung eingesetzt werden. [12]
Auch unter der Maximaldosierung weisen einige Patienten zudem immer noch erhöhte LDL-Werte in ihrem Blut auf. Auch hier kann eine (ergänzende) Einnahme von Niacin sinnvoll sein. [11]
Ob die verbesserten Cholesterinwerte auch wirklich das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie beispielsweise den Herzinfarkt reduzieren, ist umstritten. So kommt die Cholesterol Lowering Atherosclerosis Study (CLAS) zu dem Ergebnis, dass die Kombination aus Niacin und Lipidsenkern dem Fortschreiten der Arteriosklerose entgegenwirken kann. Die Arterienverkalkung ist einer der Hauptrisikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Auch in dem Coronary Drug Project zeigte sich nach der cholesterinsenkenden Therapie mit Niacin eine signifikante Abnahme von kardiovaskulären Ereignissen. Ebenso nahm die Langzeitmortalität der Probanden ab. Andere Studien fanden jedoch keinen Zusammenhang zwischen den verbesserten Blutfettwerten und der Wahrscheinlichkeit für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. [1] [13] [14]
Eines der Leitsymptome der Niacinmangelerkrankung Pellagra ist die Demenz. Dadurch wird deutlich, welch wichtige Rolle das Vitamin für die Funktionalität des Gehirns spielt.
Das psychiatrische Syndrom der Demenz kann bei verschiedenen Erkrankungen auftreten. Unabhängig von der Ursache kommt es zur Einschränkung der kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten.
Die häufigste Demenzerkrankung ist die Alzheimer-Krankheit, die auch als Morbus Alzheimer bekannt ist. 6 Prozent aller 75-Jährigen leiden unter dieser Demenzerkrankung. Zweithäufigste Demenzerkrankung ist die subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie, die durch eine Arteriosklerose der Gehirngefäße hervorgerufen wird. Eine Demenz kann aber auch durch Alkoholmissbrauch im Rahmen eines Korsakow-Syndroms auftreten. [15]
Leitsymptom aller Demenzerkrankungen ist die Gedächtnisstörung. Betroffen ist vor allem das Kurzzeitgedächtnis. Später ist auch das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt. Zu den weiteren Symptomen der Demenz gehören:
nbsp;[16]
Viele Studien haben sich mit dem Zusammenhang von Alzheimer und Niacin beschäftigt. Wissenschaftler konnten in einer Forschungsarbeit aus dem Jahr 2004 zeigen, dass eine Niacinzufuhr, die auf den Energieverbrauch des Körpers abgestimmt ist, einen protektiven Effekt im Hinblick auf die Alzheimer-Krankheit aufweist. Je mehr Niacin die Probanden über die Nahrung zu sich nahmen, desto langsamer schritten die kognitiven Beeinträchtigungen fort. [17]
Niacin und andere Vitamine der B-Gruppe können schon in jungen Jahren den Grundstein für eine gesunde Hirnfunktion legen und so möglicherweise der Demenz vorbeugen. In einer Studie wurde deutlich, dass sich die Zufuhr von B-Vitaminen wie Niacin über die Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel im Kindes- und Jugendalter positiv auf die kognitive Leistungsfähigkeit im mittleren Lebensalter auswirkt. Eine Demenzprävention wäre im Hinblick auf diese Forschungsergebnisse gut denkbar. [18]
Die Depression ist eine psychische Krankheit, die mit gedrückter Stimmung und negativen Gedankenschleifen einhergeht. Die depressiven Störungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland und auch in Europa. In einem Zeitraum von einem Jahr leiden zwischen 10 und 12 Prozent der Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren an einer Depression. Die Lebenszeitprävalenz ist noch höher. 19 Prozent der Allgemeinbevölkerung haben mindestens einmal in ihrem Leben eine depressive Episode. [19]
Der Entstehung der Depression liegt ein multifaktorielles Geschehen zugrunde. So spielen sowohl biologische Faktoren wie beispielsweise eine genetische Veranlagung als auch psychische Faktoren eine Rolle. Ebenso haben soziale Faktoren wie beispielsweise Arbeitslosigkeit oder Probleme in der Partnerschaft einen Einfluss auf die Entstehung der psychischen Erkrankung.
Bestimmte neurobiologische Faktoren können ebenfalls Einfluss auf die Krankheitsentstehung nehmen. Dazu gehören veränderte Funktionen der Neurotransmitter, Störungen der Funktionsabläufe im Gehirn und eine damit verbundene Störung des Hirnstoffwechsels.
Die meisten B-Vitamine wie Vitamin B6, B12 und natürlich auch Vitamin B3 sind für die neuronalen Funktionen essenziell. Ein Vitaminmangel kann zu Depressionen führen oder ihre Entstehung begünstigen. [3]
Serotonin ist ein Neurotransmitter, der unter anderem im Zentralnervensystem vorkommt. Der Botenstoff hat eine ausgeprägte Wirkung auf die Stimmungslage. Serotonin sorgt dafür, dass wir uns gelassen fühlen und eine innere Ruhe verspüren. Bei depressiven Verstimmungen liegt aus neurochemischer Sicht häufig ein Serotoninmangel vor. [20]
Deshalb kommen zur Behandlung von Depressionen in vielen Fällen sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Citalopram oder Sertralin zum Einsatz. Sie blockieren die Seronintransporter und sorgen so für höhere Serotoninkonzentrationen im Gehirn. Die Behandlung mit SSRI ist in vielen Fällen mit Nebenwirkungen verbunden.
Beim Menschen wird Serotonin aus der Aminosäure L-Tryptophan über das Zwischenprodukt 5-Hydroxytryptophan (5-HTP) gewonnen. Für den Abbau der Aminosäure Tryptophan ist das Enzym Tryptophan-Pyrrolase zuständig. Nicotinsäure hemmt die Aktivität dieses Enzyms und begünstigt so den Umbau von L-Tryptophan zu 5-HTP, das dann schlussendlich zu Serotonin umgewandelt wird. So kann das Vitamin zu einem gesunden Serotoninspiegel beitragen und vor Depressionen schützen. [21]
Aus der Aminosäure Tryptophan kann der Körper zum Teil selbst Niacin produzieren. Bei einer unzureichenden Zufuhr über die Nahrung wird der Organismus dementsprechend mehr Tryptophan zur Niacinproduktion verbrauchen. Infolge steht weniger Tryptophan für die Serotoninsynthese zur Verfügung. [22]
Die Therapie mit Antidepressiva kann aber auch zu einem Mangel an Vitamin B3 führen, insbesondere wenn wenig Niacin über die Nahrung aufgenommen wird. Eine Forschungsgruppe vermutet, dass dies der Grund ist, warum Antidepressiva bei einigen Patienten keine Wirkung zeigen. Ein Mangel an Niacin, hervorgerufen durch die Einnahme von Antidepressiva, kann Symptome hervorrufen, die nicht von den ursprünglichen Symptomen der Depression zu unterscheiden sind. Es könnte deshalb sinnvoll sein, bei Patienten, die nicht auf Antidepressiva reagieren, einen Niacin Mangel als Ursache dieser Therapieresistenz zu untersuchen. [23]
Die Haut umfasst eine Fläche von rund 2 Quadratmetern und ist damit das größte Sinnesorgan des Menschen. Sie schützt uns vor schädlichen Einflüssen und grenzt uns von der Außenwelt ab. Ein schönes Hautbild trägt zudem zum allgemeinen Wohlbefinden bei und erhöht das Selbstbewusstsein.
Hauterkrankungen können das Hautbild deutlich verschlechtern und mit Schmerzen oder unangenehmem Juckreiz einhergehen. Zu den häufigsten Hautkrankheiten gehören die Akne und die Neurodermitis.
Bei Hauterkrankungen wie Akne, Neurodermitis oder Rosazea können verschiedene Symptome auftreten. Dazu gehören:
Das Vitamin B3 spielt eine entscheidende Rolle für die Hautgesundheit. Zum einen regt es die Energiegewinnung in den Hautzellen an und zum anderen reguliert es das Enzym Poly-ADP-ribose-Polymerase 1. Dieses Enzym ist wichtig für die DNA-Reparatur und hat zudem Einfluss auf die Ausschüttung entzündungsfördernder Zytokine. Über diese 2 Wirkwege lassen sich in der Behandlung von dermatologischen Erkrankungen gute Erfolge erzielen. [24]
Die Behandlung der Haut mit Vitamin B3 kann die natürliche Schutzbarriere der Haut stärken. Die Haut verliert weniger Wasser und bleibt so elastischer und geschmeidiger.
Ferner regt Vitamin B3 die Synthese von Keratin und Ceramiden an. Keratin ist ein Protein, das der Haut mehr Festigkeit verleiht. Ceramide gehören hingegen zu den Lipiden und dienen sowohl der Barrierebildung als auch der Feuchtigkeitsbindung. Die Lipide gelten als Wohltat für sensible und reife Haut und sind deshalb vor allem als Anti-Aging-Wirkstoff bekannt. [2]
Die gewöhnliche Akne (Acne vulgaris) betrifft 50 bis 95 Prozent aller Jugendlichen. Auch Erwachsene können unter der Erkrankung des Talgdrüsenapparates leiden. Zu den Symptomen gehören Entzündungen der Haut mit Mitessern, Pusteln und Papeln. Je nach Ausprägung kann es später zur Narbenbildung kommen.
Die topische (Anwendung am Wirkort) und orale Anwendung von Vitamin B3 kann die Hautbarriere stärken und die Talgproduktion regulieren. Ferner hat Niacin entzündungshemmende Wirkeigenschaften. In der topischen Therapie lassen sich mit Niacin in der Aknebehandlung sogar ähnliche Erfolge wie mit dem Antibiotikum Clyndamicin erzielen. [25] [26] [27]
Immer mehr Menschen erkranken jährlich an Hautkrebs. Insbesondere der vermehrte Kontakt mit UVB- und UVA-Strahlung erhöht das Risiko für Hautkrebserkrankungen wie das maligne Melanom oder das Basaliom.
Sowohl die UVA- als auch die UVB-Strahlung führt zu DNA-Schäden in der Haut. Einen Großteil dieser Schäden kann der Körper zwar reparieren, insbesondere die Melanozyten, also die Pigmentzellen der Haut, verfügen jedoch nur zum Teil über ausreichende Reparaturfähigkeiten. Mit dem Alter nimmt die Reparaturfähigkeit außerdem zunehmend ab. Die Beseitigung der DNA-Schäden verbraucht vor allem viel Energie in Form von ATP. [28] [29] [30]
NAD, das im Körper aus Niacin hergestellt wird, ist ein essenzieller Cofaktor in der Gewinnung von ATP. Nach dem Einfluss von UV-Strahlung regt Niacin die Bildung von ATP in den Hautzellen an. Dadurch stimuliert das Vitamin auch die Reparaturmechanismen und trägt zum Schutz vor DNA-Schäden und damit auch vor Zellentartungen bei. [31] [32]
Ein positiver Effekt der Niacinsupplementation zeigt sich auch bei Patienten mit einem erhöhten Risiko für nicht-melanozytäre Hautkrebserkrankungen. In einer Studie erhielt eine Gruppe der Risikopatienten zweimal täglich 500 mg Niacin, die andere Gruppe bekam zweimal täglich ein Placebopräparat. Nach einem Jahr hatte die Niacingruppe ein um 23 Prozent niedrigeres Risiko für Hautkrebserkrankungen wie das Basalzellkarzinom oder das Plattenepithelkarzinom als die Vergleichsgruppe. [33]
Schon in den 1950er Jahren wurde Niacin als Arzneistoff von Ärzten zur Behandlung von erhöhten Blutfettwerten verordnet. Vitamin B3 kann sich positiv auf den Gesamtcholesterinspiegel im Blut auswirken, LDL-Cholesterin reduzieren und die Synthese von HDL-Cholesterin anregen.
Nach der Einnahme von Niacin kann es jedoch kurz zu einer verstärkten Durchblutung der Haut kommen. Dieser sogenannte Flush geht mit einer Hautrötung und einem Hitzegefühl einher. Aufgrund dieser Nebenwirkung und durch die Einführung der Statine zur Therapie von erhöhten Blutfettwerten konnte sich Niacin in der Cholesterintherapie nicht vollständig durchsetzen. [1]
Die Flush-Symptomatik lässt sich durch die Kombination mit dem Wirkstoff Laropiprant vermeiden. Dieser blockiert die Prostaglandin-Rezeptoren und verhindert so, dass es zu Gesichtsrötungen und Hitzegefühlen kommt.
Präparate mit Arzneistoff Niacin werden bei Patienten mit erhöhten Cholesterinwerten verordnet, die keine Statine vertragen. Ebenso kann der Einsatz von Niacin sinnvoll sein, wenn Statine als Monotherapie die erhöhten Cholesterinwerte nicht senken können. [34]
Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, kann die Supplementation von Niacin sinnvoll sein. Dafür stehen verschiedene Darreichungsformen und Anwendungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Um die Funktionen und Stoffwechselprozesse des Körpers zu unterstützen, kann eine Kur mit Niacin durchgeführt werden. Über einen Zeitraum von 6 Wochen werden hier 200 bis 500 mg Niacin täglich eingenommen.
Tabletten mit Niacin oder Nicotinamid sind in unterschiedlichen Dosierungen erhältlich und können entsprechend je nach Bedarf eingesetzt werden. Die Tabletten werden einfach mit einem großen Schluck Wasser nach dem Essen eingenommen.
Vitamin B3 in Pulverform kann in Wasser eingerührt, Lebensmitteln zugefügt oder in Kapseln gefüllt und dann geschluckt werden. Ebenso wie Tabletten oder Kapseln sollte auch das Pulver nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Vitamin B3 Pulver ist in der Regel zwar geruchlos, verfügt aber über einen intensiven Geschmack. Wer diesen Geschmack nicht mag, sollte auf Kapseln oder Tabletten zurückgreifen, da sich diese schneller einnehmen lassen.
Eine Kapsel besteht aus 2 Hälften, die das Niacin- beziehungsweise Nicotinamidpulver beinhalten. Ebenso wie die Tabletten sind auch die Kapseln mit unterschiedlichem Vitamingehalt erhältlich und können so individuell dosiert werden.
nbsp;[35]
Eine Überdosierung kann unerwünschte Nebenwirkungen zur Folge haben. Ernsthafte Nebenwirkungen treten ab Dosen von 2000 bis 6000 mg pro Tag auf. [35]
Hohe Dosen können folgende Nebenwirkungen hervorrufen:
nbsp;[35]
Schon innerhalb weniger Minuten nach Einnahme von Niacin kann es kurzzeitig zum sogenannten Flush kommen. Hierbei prickelt die Haut zumeist im Nackenbereich und es zeigt sich eine starke Rötung im Gesicht, die oft mit einem Hitzegefühl verbunden ist. Der Flush ist nicht schädlich und weist auch nicht auf eine Unverträglichkeit hin. Wer einen Flush vermeiden möchte, sollte statt Niacin das flush-freie Nicotinamid einnehmen.
Die Flush-Symptomatik lässt sich zudem durch folgende Maßnahmen lindern:
nbsp;[36]
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