Nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit wächst das Bewusstsein dafür, wie wichtig eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen wie Magnesium für Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit ist. Doch wie viel Magnesium braucht der Mensch? Wie lässt sich ein Magnesiummangel diagnostizieren – und vor allem: Wie lässt sich ggf. die Magnesiumversorgung optimieren? Dazu haben wir Frau Dr. Orfanos-Boeckel interviewt.
Die Besonderheit in meinem Behandlungsansatz liegt erstens darin, dass ich in der Therapie, Magnesium und andere Nährstoffe nicht pauschal gebe, sondern ganz individuell dosiert. Ich messe also – meist über das Blut – bei jedem Einzelnen immer den genauen Bedarf aus.
Zweitens messe ich nicht einzelne wenige Werte, im Sinne einer Ausschlussdiagnostik, sondern ich messe sehr viele Laborwerte, weil ich funktionell den Stoffwechsel als Ganzes verstehen und untersuchen möchte. Ich „vermesse“ sozusagen stets den ganzen Menschen und versuche mit einer eingehenden, funktionellen Labordiagnostik herauszufinden, was – je nach Beschwerden – wirklich los ist: Welche schulmedizinischen Probleme liegen vor? Gibt es schon Hinweise auf altersbedingte Stoffwechselerkrankungen, Organinsuffizienzen oder autoimmun-entzündliche Prozesse? Was gibt es für funktionelle Störungen? Wo genau liegen die Mineralstoff-Werte? Ist der Stoffwechsel auch mit anderen essenziellen Nährstoffen gut versorgt? Gerade beim Magnesiumstoffwechsel spielen Nährstoffe, wie Calcium und vor allem auch Vitamin D eine wichtige regulative Rolle und wenn die fehlen, ist es wichtig, diese in der Therapie dann auch zu geben und gut einzustellen.
Und drittens messe ich diese vielen Werte auch mehrfach während der Therapie, um zum einen immer wieder die Magnesium-Dosierung zu überprüfen und ggf. anzupassen und zum anderen, um herauszufinden, ob das, was ich in Wahrheit mit Magnesium und anderen Nährstoffen behandeln will, sich auch zum Gesunden hin verändert. Ich mache in der Praxis meist keine isolierte Magnesium-Therapie, ich betrachte den Stoffwechsel stets im internistischen Gesamt-Kontext und da spielt Magnesium eine wichtige Rolle, aber allein reicht es meist nicht aus, wenn man wirklich eine bestimmte medizinische Problematik wegbekommen möchte.
Das ist eine sehr gute Frage! Tatsächlich zeigen meine Erfahrungen, dass das Gehirn – also der Ort, wo die Psyche entsteht – stark abhängig ist von einer sehr guten Nährstoffversorgung. Vitamin-, Mineralien-, Aminosäuren- und ein Omega-3-Fettsäuremangel können sich damit durchaus funktionell auf die Psyche und das vegetative Nervensystem auswirken – also auf Schlaf, Verdauung, Stimmung usw. Das alles wird im Hirn geregelt und dafür braucht es einen Großteil der in den Zellen hergestellten Energie.
Magnesium spielt dabei im Energiestoffwechsel, in der Kommunikation zwischen Nervenzellen und auch bei den Neurotransmittern eine sehr große Rolle und ist damit ein wichtiger Mineralstoff für unser Gehirn, denn es trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel, einer normalen Funktion des Nervensystems und einer normalen psychischen Funktion bei.
In meinem Blog schreibe ich auch über das Thema “Gehirninsuffizienz”. Dieser Begriff wird in der klassischen Medizin so nicht verwendet, aber er beschreibt ganz gut, was mit einem Gehirn funktionell passiert, wenn es unter dauerhaftem Stress steht. Es verliert die Fähigkeit angemessen auf den Stress zu antworten.
Auch die Kardiologie hat die Bedeutung von Magnesium bspw. für den Herzmuskel bereits erkannt, aber in der psychosomatischen Medizin, der Neurologie und der Psychiatrie wird Magnesium als „pharmakologische Medizin“ leider bislang nicht genutzt, obwohl Magnesium zu einer normalen psychischen Funktion beiträgt und eine wirksam dosierte Nährstofftherapie mit Magnesium hier sehr gut unterstützen kann.
Um die richtige Dosis zu finden, muss man vor der Therapie zuerst einmal über eine Labordiagnostik den Magnesiumwert bei dem Patienten bestimmen, denn der Bedarf unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Pauschal würde ich schon sagen, dass 70 bis 80 % der Menschen, die in meine Praxis kommen, Magnesium brauchen. Viele kommen mit 300 mg oder auch zweimal 300 mg täglich gut zurecht. Manche wenige brauchen aber auch gar nichts und manche brauchen wirklich sehr viel Magnesium täglich.
Für die Diagnostik ist wichtig zu wissen ist, dass Magnesium vorwiegend intrazellulär vorkommt, deswegen eignet sich die Bestimmung von Magnesium im Serum nicht, um einen Magnesiummangel ein- oder auszuschließen, denn auch wenn der Serum-Magnesiumwert im Normbereich ist, kann es sein, dass Magnesium in der Zelle schon stark erniedrigt ist. Eine viel bessere Orientierung, wie es um unsere zelluläre Magnesiumversorgung bestellt ist, bietet die sogenannte Vollblutmineralanalyse, die von den meisten Laboren mittlerweile angeboten wird.
Hier wird Magnesium eben nicht, wie sonst üblich, „nur“ aus dem wässrigen Anteil des Blutes bestimmt, sondern aus dem ganzen Blut, also Serum und Blutzellen. Das Blut wird „geschüttelt“ und aus der resultierenden Mischung wird dann der Gesamt-Magnesiumspiegel bestimmt. Am besten wäre eine direkte intrazelluläre Bestimmung des Magnesiumwerts, nur gibt es diese noch nicht in den normalen Laboren. In meinem Labor geht der Referenzbereich von Magnesium im Vollblut von 30 bis 40 mg pro Liter. Ein Wert von 25 mg pro Liter wäre ein erheblicher Magnesiummangel, aber auch Werte von 30 oder 32 mg pro Liter sind noch nicht richtig gut. Gut versorgt ist der, oder die, die um die 35 oder auch 37 mg pro Liter Magnesium im Vollblut hat. Je nachdem, wie weit entfernt der Spiegel – vor und unter Therapie – von dem therapeutischen Zielwert von 35 mg pro Liter ist, und je nachdem, was man mit der Gabe von Magnesium medizinisch bezwecken möchte, gestaltet man dann die therapeutische Magnesium-Dosis.
Ich vertrete die Ansicht, dass eine Nährstofftherapie, auch die von Magnesium, stets individuell dosiert erfolgen muss, da der Bedarf von Person zu Person sehr unterschiedlich ist. Natürlich schadet es nicht, einfach so mal etwas Magnesium zu nehmen, das „Schlimmste“, was passieren kann, ist ein weicher Stuhlgang oder Durchfall. Aber darum – also nicht zu schaden – geht es nicht. Ich möchte mit Magnesium etwas gesund Machendes bewirken und dafür braucht es die richtige Dosierung, die man nur weiß, wenn man eine Labordiagnostik macht.
Jede Zelle muss 24 Stunden am Tag arbeiten, produzieren, ausscheiden, entsorgen, entgiften etc. Für diesen Prozess werden etwa 40 bis 50 essenzielle Nährstoffe benötigt, die wir über die Nahrung oder die Umwelt aufnehmen – das habe ich in meinem ersten Buch “Nährstoff-Therapie, Orthomolekulare Medizin & Bioidentische Hormone” ausführlich beschrieben. Magnesium ist dabei ein unglaublich wichtiger Co-Faktor für die katalytische Aktivität von hunderten verschiedenen Enzymen. Zudem ist Magnesium ein wichtiger Strukturbaustein, bspw. in unseren Knochen. In der Zelle selbst hilft Magnesium bei der Bereitstellung von ATP aus den Mitochondrien, dem Energiestoff, der die Arbeit der Zelle erst möglich macht. Damit ist Magnesium essenziell für den zellulären Energiestoffwechsel.
Zu Ihrer Frage, wie sich ein Magnesiummangel auswirkt: Bei den meisten Nährstoffen dauert es leider ewig, bis wir merken, dass ein Nährstoffmangel besteht. Bei Magnesium merken wir den Mangel etwas schneller oder „besser“, weil Magnesium so wichtig für eine „angenehme“ Muskelfunktion ist und, wenn Muskeln nicht funktionieren, ist das für uns Menschen spürbar, denn meistens tut das weh. Ein starker Magnesiummangel äußert sich z. B. durch Krämpfe, Verspannungen, aber auch durch Herzklopfen, Extrasystolen, Blutdruckschwankungen, Kopfschmerzen und einen schlechten Schlaf.
Das heißt im Umkehrschluss: Wachsein und Schlafen, Verdauung, die normale Muskel- und Herzfunktion – das alles geht nicht ohne Magnesium. Langfristig ist Magnesium auch sehr wichtig für den Knochenstoffwechsel. Im Rahmen dessen arbeitet es im Team mit Vitamin D, Vitamin K2, Bor und Calcium.
In der Humanmedizin werden Nährstoffe nach wie vor nicht als Teil des therapeutischen Konzepts eingesetzt. Laborwerte und die Therapie mit Magnesium, Vitaminen, Aminosäuren, Fettsäuren usw. – das alles ist nicht Teil des Studiums und der Facharztausbildung, nicht Teil der Leitlinien und damit auch nicht Teil der Krankenkassen-Erstattung. Das bedeutet, dass Magnesium selten gemessen wird und wenn es gemessen wird, dann nur im Serum und nicht im Vollblut. Selbst wenn das Magnesium so stark fehlt, dass sogar der Serum-Spiegel erniedrigt ist, wird es von den Ärztinnen und Ärzten nicht gegeben, weil die Notwendigkeit nicht gesehen wird.
Ja, das stimmt, wir sterben nicht bei Magnesiummangel, aber alles, was sich bewegt, ist magnesiumabhängig und das funktioniert dann nicht mehr gut. Das kann sich ein Mensch in der Jugend einige Zeit leisten, aber wenn er älter wird oder sehr viel Sport macht, dann nicht. Es nervt, stört und behindert Regeneration, wenn Magnesium fehlt. Außerdem wird vieles, was man im Sport und im Alter nicht haben möchte, wahrscheinlicher. Es gibt nur wenige Ausnahmen im Krankenhaus, wo Magnesium sogar recht hochdosiert intravenös eingesetzt wird, beispielsweise bei Schwangeren mit frühzeitigen Wehen oder auf Intensivstation bei Herzrhythmusstörungen. Aber auch da wird der Nährstoffbedarf nicht individuell ausgemessen, sondern meist einfach pauschal substituiert und nach Sistieren der Symptomatik auch wieder abgesetzt. Wie absurd das ist, zeigt vielleicht der Vergleich mit Blutdrucksenkern – da würde man doch nie ohne Messungen eine bestimmte Dosis verschreiben, verändern oder absetzen.
In der ambulanten Schulmedizin werden Nährstoffe in der Regel gar nicht erst untersucht, deswegen kann auch nichts gefunden werden. Untersucht wird nur in Ausnahmefällen und meist nur auf ausdrückliche Forderung der Patienten. Aber genau das würde ich gern ändern: Ich wünsche mir mehr Forschung zum Thema Nährstoff- und Hormonmedizin, sowie mehr Aufmerksamkeit für diese Themen in der normalen haus- und fachärztlichen Praxis, um die Patienten optimal zu behandeln und ihren Stoffwechsel präventiv und kurativ optimal einstellen zu können.
In der Regel gibt es keine Probleme mit der Magnesiumaufnahme im Darm. Zur Resorption von Magnesium müssen aber Vitamin D und Calcium vorhanden sein – und gerade hier in Deutschland haben viele Menschen, das ist vom Robert-Koch-Institut bestätigt, einen Vitamin D-Mangel.
Ein gestörter Vitamin D-Stoffwechsel ist ein wichtiges Thema, ich spreche da immer von “Vitamin D & Freunde”. Mit den Freunden meine ich: Vitamin K2, Bor *¹, Calcium und Magnesium. Diese Vitamine und Mineralstoffe arbeiten als Team in unseren Zellen und Organsystemen, und da ist es wichtig, dass stets alle „Gruppenmitglieder“ vorhanden sind. Sie sind insbesondere wichtig für den Knochenstoffwechsel und -erhalt sowie für die Gefäßgesundheit.
*¹ VitaminExpress weist darauf hin, dass Bor nicht durch die europäischen Health Claims abgebildet wird, in diesem Interview aber genannt werden muss, da die Aussage zu "Vitamin D & Freunde” ohne die Nennung von Bor unvollständig ist.
Im Blick haben sollte man auch das Zusammenspiel von Magnesium und Kalium: Wenn Magnesium dauerhaft in der Zelle fehlt, kommt es in der Folge, dann auch noch zu Kaliummangel. Wenn Kalium fehlt, also unbedingt schauen, ob Magnesium auch fehlt. Wenn man das dann substituiert, muss man nicht so viel Kalium geben. Auf Intensivstation weiß man das.
Sie sehen, das ist alles ziemlich komplex, jeder Nährstoff ist in seinen funktionellen Prozessen „sonnen- oder netzartig“ mit vielen anderen Nährstoffen verbunden. Jeder Nährstoff hat einen natürlichen Platz im Körper und wenn dieser Platz nicht besetzt ist, versucht der Körper das anderweitig zu kompensieren – bis dann irgendwann spürbare und messbare Probleme auftreten.
Optimal wäre eine Messung alle 4, 6 oder 8 Monate, um dann nach 2-3 Jahren sagen zu können, welcher Magnesium-Typ man ist.
Die einfachere Variante ist es, bei Verdacht auf einen Mangel einfach Magnesium zu supplementieren und dann zu messen, wie sich dann unter Therapie der Vollblut-Wert entwickelt. Daran kann man sich dann orientieren, ggf. die Dosis anpassen und nach 3 bis 6 Monaten erneut messen, um zu schauen, welche Erhaltungsdosis für den jeweiligen Lebensstil passt – also je nach Stresslevel, Sport, langem Sitzen, Medikamenten, viel Reisen oder der Ernährung.
Wenn sich entscheidende Faktoren ändern, bspw. durch eine Ernährungsumstellung, einen neuen Trainingsplan oder bei der Einnahme von Diuretika, sollte die Dosis entsprechend angepasst werden. Auch in der Schwangerschaft ist der Nährstoffbedarf erhöht - eine Supplementierung kann daher in dieser Lebensphase besonders sinnvoll sein.
Mir ist es immer wichtig, den individuellen Bedarf herauszufinden, also welche Dosis der Körper braucht, um zellulär gut zu funktionieren. Es geht wie schon gesagt nicht nur darum, Schaden abzuwenden, sondern es geht grundsätzlich darum, die Lebensqualität allgemein und langfristig zu verbessern und stabil zu halten.
Orale Magnesiumpräparate werden leider in der Regel in der ambulanten Medizin gar nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Vereinzelt übernehmen private Krankenkassen die Kosten, das ist dann aber eine Ausnahme. Übernommen werden allenfalls Magnesium-Infusionen, wenn ein genetisch bedingter Magnesiummangel vorliegt.
Eine Überdosierung mit oralem Magnesium habe ich in all den Jahren meiner ärztlichen Tätigkeit noch nie erlebt. Besondere Vorsicht wäre nur bei schwer Nierenkranken, Dialyse-Patienten und anderweitig schwer vorerkrankten Menschen angebracht, aber die sollten ohne ihren behandelnden Arzt ohnehin keine Nährstofftherapie machen, schon gar nicht höher dosiert ohne Labor.
Bei normal gesunden Menschen geht eine orale Magnesium-Überdosierung nicht. Selbst wenn der Darm zu viel aufnehmen würde, schmeißen die Nieren das dann wieder raus. Wenn der Körper mit Magnesium überfordert ist, signalisiert er das meist durch Durchfall. Die normale Sportlerdosis von 150 oder 300 mg Magnesium pro Tag schadet auf keinen Fall, auch nicht bei Menschen, die eigentlich kein zusätzliches Magnesium benötigen. Da müsste man schon über 2000 mg einnehmen, um wirklich überzudosieren und das führt – wie schon gesagt – recht schnell zu Durchfall.
Gesunde Menschen profitieren auf jeden Fall von einer gesunden Ernährung. In meine Praxis kommen aber viele Menschen, die sich schon gesund und ausgewogen ernähren und trotzdem einen ungedeckten Nährstoffbedarf haben – oft verbunden mit Stoffwechselstörungen oder -erkrankungen und hormonellen Störungen. Das ist nicht nur durch den natürlichen Alterungsprozess bedingt, sondern auch durch den allgemein erhöhten Stresslevel, die verarbeitete Nahrung und auch durch die zunehmende Umweltbelastung. Das lässt sich in meiner Erfahrung über eine gesunde Ernährung allein nicht mehr alles symptomlos kompensieren, da braucht es dann einfach Supplements, am besten, bevor die Symptomatik ganz heftig wird.
Bei andauernder Müdigkeit, schlechtem Schlaf, komischer Nervosität und muskulärer Verspannung, rate ich oft zu einem therapeutischen Versuch mit Magnesium, welches man in Dosen von 150, 200 oder 300 mg steigern kann, je nachdem auch welche Magnesiumverbindung man benutzt.
Wenn man genau wissen will, ob man einen erhöhten Magnesiumbedarf hat, muss man eine Labordiagnostik machen – präventiv zur Vorsorge ist das sinnvoll, vor allem dann, wenn man ein intensives Leben führt und funktionelle Beschwerden hat. Diese Diagnostik hilft dann auch festzulegen, welche anderen Nährstoffe noch zusätzlich zum Magnesium supplementiert werden müssen – das habe ich in meinem zweiten Buch „Nährstoff-Therapie – Der Praxisleitfaden“, welches jetzt im Oktober im Trias-Verlag erscheinen wird, ausführlich beschrieben. Mein Ziel ist vor allem, ab der zweiten Lebenshälfte, je nach Labor mit Nährstoffen und Hormonen, frühzeitig Mangelzustände auszugleichen, damit die Menschen je nach Disposition gesünder alt werden.
Die Gabe von Magnesium ist sehr häufig Bestandteil einer präventiven oder kurativen Nährstoff- und Hormontherapie. Hormone und Nährstoffe arbeiten eng zusammen. Es ist ein Zusammenspiel zweier Mannschaften: Nährstoffe ermöglichen den Energiestoffwechsel in den Zellen. Hormone (und dazu gehört auch Vitamin D, das eigentlich kein Vitamin, sondern ein Steroidhormon ist) helfen, die Zellen gesund zu regulieren. Ohne das Hormon Calcidiol (25-OH-Vitamin D), wird Magnesium und auch Calcium nicht gut aus dem Darm resorbiert und ohne eine gute Versorgung mit Vitamin D, Estradiol und Progesteron läuft auch der Knochenstoffwechsel nicht gut. Magnesium oder Calcium allein reichen im Alter nicht aus, um die Knochen gut aufgebaut zu halten.
Auch Östrogene sind wichtig für eine gute Schleimhautfunktion des Darmes. Postmenopausal wird nicht nur die Haut und die vaginale Schleimhaut trocken, auch die Magen- und die Darmschleimhaut werden dünner und atrophisch, was wiederum die Nährstoffaufnahme u. a. von Magnesium verschlechtern kann.
Gibt es bei der Einnahme von Magnesium, nach einem festgestellten Mangel an Nährstoffen, eine bestimmte Darreichungsform, die optimal für die Aufnahme von Magnesium in unserem Körper ist?
Die Supplementierung erfolgt bei allen Mineralien immer nur in einer chemischen Verbindung mit anderen Stoffen. Egal ob Pulver, Getränk oder Kapsel – es sind immer Verbindungen und kein “reines” Magnesium. Gerade bei Magnesium gibt es viele unterschiedliche Verbindungen, die erhältlich sind. Ich sage stets der Einfachheit halber: Magnesium ist Magnesium – die Form ist da erstmal egal. Wichtiger ist die Dosis und dass die Form individuell gut verträglich ist.
Grundsätzlich unterscheidet man anorganische und organische Magnesium-Verbindungen. Die billigste und auch kleinste Form ist das anorganische Magnesiumoxid. Davon passen 300 bis 400 mg in eine noch schluckbare Tablette oder Kapsel. Das wird vielleicht nicht so gut resorbiert, wie zum Beispiel das organische Magnesiumcitrat, dafür ist es aber eine preisgünstige Variante für den Einstieg.
Wenn Magnesiumoxid nicht so gut funktioniert, kann zu anderen Magnesiumformen gewechselt werden, wie bspw. Citrat, Aspartat oder Maleat. Organische Verbindungen sind voluminöser. Von Magnesiumcitrat beispielsweise passen nur etwa 150 mg Magnesium-Element in eine recht große Kapsel. Manchmal wird auch über die Magnesiumform versucht, einen zusätzlichen Nutzen zu bewirken: Glycinat soll beruhigen, Threonin soll gut fürs Gehirn sein und Orotat wird beispielsweise gern in der Kardiologie genutzt. Das sollte aber niemanden irritieren und man braucht auch keine Angst haben, die falsche Form zu wählen. Ich rate da immer, sich zu belesen, klein dosiert anzufangen und auszuprobieren. Wenn möglich, sollte man unter der Therapie im Vollblut messen, ob man mit der Form, die man gut verträgt, auch einen guten Spiegel erreichen kann.
Wie schon gesagt: In der Schulmedizin wird die Mineralstoffversorgung nicht untersucht und daher existiert der Mineralstoffmangel im Kopf vieler Fach- und Hausärzte nicht als relevantes Problem. Gerade deswegen ist es mir auch so wichtig, Menschen zu informieren – mit meinem Blog und meinen Büchern. Man muss sich tatsächlich selbst belesen, wo man mit welcher Symptomatik etwas durch die Supplementierung von Vitaminen und Mineralstoffen erreichen kann.
Dabei ermutige ich auch immer wieder, keine Angst zu haben und ggf. sogar einfach ins Labor zu gehen und die Werte „allein“ messen zu lassen. Wichtige Zielwerte dazu habe ich in meinem ersten, wie auch zweiten Buch beschrieben, die auch Nicht-Medizinern zur Orientierung dienen können.
Bitte nicht mit den Hausärzten schimpfen, wenn sie mit Magnesium nichts anfangen können oder wollen, denn das Thema Nährstoffe ist eben nicht Teil der Ausbildung und weder die Diagnostik noch die Therapie werden im Kassensystem unterstützt und bezahlt.
Mein Tipp: Bitte unverarbeitete Nahrungsmittel verzehren, die reich an Magnesium sind. Gute Magnesiumlieferanten sind Vollkornbrot, Naturreis, Kartoffeln, Brokkoli und überhaupt jedes grüne Gemüse, da Magnesium ein zentrales Atom von Chlorophyll ist. Aber bei all diesen Lebensmitteln gibt es natürlich auch Patienten, die dies oder jenes nicht essen dürfen aufgrund von Allergien, Unverträglichkeiten oder Stoffwechselproblemen. Grundsätzlich enthalten alle lebendigen, grünen Lebensmittel viel Magnesium. Diese sollten also regelmäßig in den Speiseplan eingebaut werden, aber ob das dann in der Praxis reicht, kann nur durch Messungen objektiviert werden.
Es kann, wie bereits gesagt, im Körper auch genetische Faktoren geben, die einen Magnesiummangel begünstigen. Daher muss man sich nicht wundern, wenn trotz ausgewogener Ernährung ein Mangel besteht.
Grundsätzlich macht es Sinn, dass Menschen, die sich nicht gut fühlen, einen Mangel an wichtigen Nährstoffen im Labor abklären lassen. Magnesiummangel kommt bei uns sehr häufig vor. Er ist nicht lebensbedrohlich, aber er „nervt und stört“ die gesunde Stoffwechselfunktion. Wenn Magnesium fehlt, ist das meistens durch die orale Einnahme von Magnesium-Produkten leicht zu beseitigen, was dann als Folge schnell zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität führt. Wichtig ist es, sich zu belesen und dann einfach auch Erfahrungen zu machen. Wenn die Symptomatik stimmt, kann man ausprobieren, ob einem 150 oder 300 mg Magnesium täglich oral helfen. Wenn das nicht funktioniert und man es genauer wissen will, muss man messen und sich ggf. auch Rat bei jemandem holen, der Erfahrung hat. Das können Praxen sein für Orthomolekulare Medizin, Funktionelle Medizin oder auch Mitochondriale Medizin.
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