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Information, Wirkung, Mangel, Dosierung, Nebenwirkungen
L-Carnitin oder Carnitin, wird aus Aminosäuren hergestellt und ist in nahezu allen Zellen des Körpers vorhanden. Sein Name leitet sich vom lateinischen Begriff 'Carnus' (dies bedeutet Fleisch) ab, da die Verbindung zuerst aus Fleisch isoliert wurde.
Carnitin ist der Überbegriff für mehrere Verbindungen, zu denen L-Carnitin Tartrat, Acetyl-L-Carnitin und Propionyl-L-Carnitin zählen.
Carnitin spielt eine entscheidende Rolle bei der Bereitstellung von Energie. Es transportiert langkettige Fettsäuren in die Mitochondrien, wo sie zur Energieerzeugung oxidiert ('verbrannt') werden können. Zudem transportiert Carnitin die toxischen Verbindungen aus dieser Zellorganelle heraus, um eine übermäßige Ansammlung zu verhindern. Angesichts dieser wichtigen Funktionen ist Carnitin insbesondere in Geweben wie den Skelett- und Herzmuskeln, die Fettsäuren als Nahrungsbrennstoff verwenden, vermehrt nachweisbar.
Der Körper der meisten Menschen stellt normalerweise ausreichend Carnitin her, um den Bedarf des Körpers zu decken. Aus genetischen oder medizinischen Gründen können manche Individuen (wie etwa Frühgeborene) nicht genug herstellen, daher stellt Carnitin für sie einen bedingt essentiellen Nährstoff dar.
L-Carnitin ist die herkömmliche biologisch aktive Form von Carnitin, die man im Körper, in Lebensmitteln sowie in den meisten Nahrungsergänzungsmitteln findet.
Nachfolgend sind einige weitere Arten von Carnitin aufgelistet:
Für die meisten Menschen scheinen Acetyl-L-Carnitin und L-Carnitin Tartrat die effektivsten Formen zur allgemeinen Verwendung zu sein. Allerdings sollte stets diejenige Form gewählt werden, die für die persönlichen Bedürfnisse und Ziele am besten geeignet ist.
Neuere Untersuchungen haben die potenziellen Vorteile verschiedener Carnitin-Formen gezeigt, die bei Erkrankungen wie etwa Herz- und Hirnerkrankungen eingesetzt werden könnten.
Auf die allgemeine Gesundheit wirkt sich L-Carnitin förderlich aus, da es die mitochondriale Funktion unterstützen und zum Wachstum bzw. zur Verbesserung der Gesundheit der Mitochondrien beitragen kann. Die Mitochondrien spielen eine wesentliche Rolle zur Vorbeugung von Krankheiten, für die Verzögerung des Alterns und zum Erhalt von Vitalität und Gesundheit.
Die wichtigste Wirkung von L-Carnitin steht im Zusammenhang mit der Energieproduktion in den Körperzellen . Innerhalb der Zellen fördert L-Carnitin den Transport von Fettsäuren in die Mitochondrien. Die Mitochondrien sind wie Motoren, welche die durch L-Carnitin eingeschleusten Fettsäuren in nutzbare Energie umwandeln.
Etwa 98% der L-Carnitin-Vorräte des Körpers sind in den Muskeln, dem Herzmuskel und im Gehirn eingelagert, wobei noch kleine Mengen in der Leber sowie im Blut nachweisbar sind.
Der menschliche Körper benötigt für die L-Carnitin-Synthese verschiedene Enzyme sowie die Aminosäuren Lysin und Methionin, sowie Eisen, Niacin, Vitamin B6 und Alpha-Ketoglutarat. Es ist auch ausreichend Vitamin C notwendig, damit L-Carnitin effizient synthetisiert werden kann.
Zusätzlich zu dem vom Körper selbst hergestellten L-Carnitin können kleine Mengen auch in Form von Produkten tierischer Abstammung wie Fleisch oder Fisch über die Nahrung aufgenommen werden.
Veganer oder Personen mit bestimmten genetischen Problemen können ausreichende Mengen Carnitin unter Umständen weder selbst herstellen noch aus äußeren Quellen aufnehmen. Das bedeutet, dass es sich dabei um einen 'bedingt essentiellen' Nährstoff handelt.
Die übliche Tagesdosis von L-Carnitin beträgt zwischen 500mg und 3000mg (1000 Milligramm = 1 Gramm). Obwohl die Dosierung von Studie zu Studie variiert, finden Sie nachfolgend eine Übersicht über die für jede Form empfohlene Verwendung und Dosierung:
Nach einem Rückblick auf die Forschungsergebnisse kamen die Forscher zum Schluss, dass Dosierungen von bis zu 2000 mg pro Tag für eine langfristige Einnahme sicher sind und für die meisten Formen von L-Carnitin eine wirksame Dosis darstellen.
L-Carnitin ist kein essentieller Nährstoff. Deshalb müssen gesunde Kinder und Erwachsene Carnitin nicht unbedingt über Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen, da Leber und Nieren aus den Aminosäuren Lysin und Methionin ausreichende Mengen produzieren, um den täglichen Bedarf zu decken.
Der US-amerikanische 'Food and Nutrition Board' (FNB) der 'National Academies' (ehemals National Academy of Sciences) führte im Jahr 1989 Studien zur Untersuchung der Funktionen von Carnitin durch und kam zur Erkenntnis, dass es sich dabei um keinen essentiellen Nährstoff handelt. Daher hat der FNB für Carnitin weder Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr noch Empfehlungen in Bezug auf die empfohlene Tagesdosis (RDA) bestimmt.
Carnitin wurde ausgiebig untersucht, weil es wichtig für die Energieproduktion und ein gut verträgliches und allgemein sicheres Nahrungsergänzungsmittel ist. Im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen bevorzugen Forscher den Einsatz von Acetyl-L-Carnitin, da es im Dünndarm besser als L-Carnitin absorbiert wird und die Blut-Hirn-Schranke effizienter überwindet (d. h. ins Gehirngewebe gelangt).
Tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Geflügel und Milch sind die besten Carnitin-Lieferanten. Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass je roter das Fleisch, desto höher der Carnitingehalt ist.
Milchprodukte enthalten Carnitin vorwiegend im Molkeanteil.
Carnitin tritt in zwei Formen auf, die als D und L bekannt und Spiegelbilder (Isomere) voneinander sind. Nur L-Carnitin ist im Körper aktiv und stellt die Form dar, die in Lebensmitteln vorkommt.
Der Carnitingehalt pro Gramm Lebensmittel:
Erwachsene, die sich von Mischkost ernähren, die rotes Fleisch und andere tierische Produkte umfasst, nehmen täglich ungefähr 60-180 Milligramm Carnitin auf.
Veganer nehmen deutlich weniger (ca. 10-12 Milligramm) auf, da sie Lebensmittel tierischer Herkunft vermeiden. Das meiste in Lebensmitteln vorkommende Carnitin (54-86%) wird vom Dünndarm aufgenommen und tritt dort in den Blutkreislauf ein.
Die Nieren speichern Carnitin auf effiziente Weise, daher haben auch carnitinarme Ernährungsweisen wenig Einfluss auf den allgemeinen Carnitingehalt des Körpers. Anstatt verstoffwechselt zu werden, wird überschüssiges Carnitin je nach Bedarf mit dem Urin über die Nieren ausgeschieden, um eine stabile Konzentration im Blut aufrechtzuerhalten.
Es gibt zwei Arten von Carnitinmangelzuständen. Der primäre Carnitinmangel ist eine genetische Störung des zellulären Carnitinbeförderungssystems, die sich in der Regel um das fünfte Lebensjahr mit Symptomen einer Kardiomyopathie, Skelettmuskelschwäche und Unterzuckerung bemerkbar macht.
Sekundäre Carnitinmängel können aufgrund bestimmter Erkrankungen (z. B. eines chronischen Nierenversagens) oder Ursachen (z. B. Einnahme bestimmter Antibiotika) auftreten, die die Carnitinabsorption reduzieren oder ihre Ausscheidung erhöhen. Es gibt einen wissenschaftlichen Konsens hinsichtlich der Bedeutung von verschreibungspflichtigen Carnitinpräparaten zur Behandlung derartiger Mängel.
In Studien, die am Menschen durchgeführt wurden, konnte die tägliche Einnahme von Acetyl-L-Carnitin dem mit Alzheimer und anderen Hirnerkrankungen assoziierten Verfall der Hirnfunktionen entgegenwirken. Zudem konnten ähnliche positive Auswirkungen auf die allgemeine Gehirnfunktion älterer Personen festgestellt werden, die nicht an Alzheimer oder anderen Hirnerkrankungen litten.
In bestimmten Fällen kann es sogar zum Schutz des Gehirns vor Zellschäden beitragen. Im Rahmen einer Studie nahmen Alkoholiker über einen Zeitraum von 90 Tagen täglich 2000 mg Acetyl-L-Carnitin ein. Daraufhin ließen die Messungen ihrer Gehirnfunktionen signifikante Verbesserungen in allen Bereichen erkennen.
Es sind noch weitere Untersuchungen erforderlich, um Aussagen bezüglich der langfristigen Auswirkungen auf gesunde Menschen machen zu können, die nicht unter einer Gehirnerkrankung oder Beeinträchtigung der Hirnfunktion leiden.
Der Carnitingehalt der Samenflüssigkeit steht in direktem Zusammenhang mit der Spermienzahl und -motilität , was darauf hindeutet, dass die Verbindung bei der Behandlung der männlichen Unfruchtbarkeit förderlich sein könnte. Mehrere Studien zeigten, dass die Supplementierung mit Carnitin (2000 bis 3000 mg pro Tag über einen Zeitraum von 3-4 Monaten) die Spermienqualität verbessern kann.
Darüber hinaus ergab eine randomisierte, doppelblinde Cross-over-Studie, dass die Behandlung von 100 unfruchtbaren Männern mit einer täglichen Dosis von 2000mg Carnitin über einen Zeitraum von 2 Monaten sowohl die Konzentration als auch die allgemeine Motilität bzw. die Vorwärtsbeweglichkeit ihrer Spermien verbessern konnte.
Die in den Studien beobachteten positiven Ergebnisse könnten sowohl auf eine erhöhte mitochondriale Fettsäureoxidation (die den Spermien mehr Energie liefert) als auch einen reduzierten Zelltod in den Hoden zurückzuführen sein.
Allerdings zeigte eine kürzlich durchgeführte randomisierte kontrollierte Studie mit 21 unfruchtbaren Männern, dass eine Carnitin Zufuhr von täglich 3000mg über einen Zeitraum von 24 Wochen keinen signifikanten Anstieg der Spermienmotilität bzw. der Gesamtzahl beweglicher Spermien im Vergleich zu Placebos erwirken konnte.
Zur Bewertung eines potenziellen Nutzens von Carnitin zur Unfruchtbarkeitsbehandlung sind daher noch weitere umfangreichere und sorgfältiger gestaltete Studien erforderlich.
Wenn es um die Auswirkungen von L-Carnitin auf die sportliche Leistungsfähigkeit geht, sind die Ergebnisse eher gemischt. Mehrere Studien konnten jedoch einige leichte Verbesserungen bei Teilnehmern nachweisen, die L-Carnitinpräparate in größeren Dosierungen oder über längere Zeiträume hinweg eingenommen hatten. [5B063]]
Einige Sportler nehmen Carnitin zur Leistungsverbesserung ein. Nach zwanzig Jahren Forschungsarbeit wurde jedoch noch kein einheitlicher Beweis dafür gefunden, dass carnitinhaltige Nahrungsergänzungsmittel die körperliche Leistungsfähigkeit gesunder Probanden tatsächlich verbessern können. Die Versuche wurden mit Tagesdosen von 2000 bis 6000mg über Zeiträume zwischen einem und 28 Tagen durchgeführt.
Der gesamte Carnitingehalt des Körpers beträgt bei Männern mit einem Gewicht von 70 Kilogramm etwa 20 Gramm, wobei sich der Hauptanteil vorwiegend in der Skelettmuskulatur konzentriert). So scheinen Carnitinpräparate weder die Sauerstoffverwertung oder den Stoffwechsel während des Trainings, noch den Carnitingehalt in den Muskeln zu erhöhen.
Eine Studie mit 10 Kraftsportlern zeigte jedoch, dass L-Carnitin Tartrat die Regnerationszeit nach der Durchführung von 5 Sätzen mit jeweils 15-20 Kniebeugen signifikant verkürzte. Weiters reduzierte es auch die Muskelschäden.
Weil das Carnitinniveau im versagenden Herzmuskel niedrig ist, können zusätzlich zugeführte Mengen den toxischen Wirkungen freier Fettsäuren entgegenwirken und den Kohlenhydratstoffwechsel verbessern.
In Kurzzeitstudien hatte Carnitin sowohl oral verabreicht als auch injiziert eine anti-ischämische Wirkung. Im Rahmen einer doppelblinden, placebokontrollierten, multizentrischen klinischen Studie in Italien erhielten 2.330 Patienten mit einem akuten Vorderwandinfarkt entweder ein L-Carnitinpräparat (5 Tage lang 9 g/Tag intravenös, 6 Monate lang 4 g/Tag oral) oder ein Placebo. Die Behandlung mit L-Carnitin reduzierte die Sterberate 5 Tage nach der Randomisierung signifikant, beeinflusste das Risiko einer Herzinsuffizienz oder eines Todes nach 6 Monaten jedoch nicht signifikant.
Die Autoren einer Metaanalyse aus dem Jahr 2013 haben die Ergebnisse dieser Studie mit denen aus 12 kleineren Studien kombiniert.. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Behandlung mit L-Carnitin bei Patienten mit einem akuten Myokardinfarkt über eine mediane Nachbeobachtungszeit von 2 Monaten die Gesamtmortalität um 27%, ventrikuläre Arrhythmien um 65% und Angina um 40% reduziert, jedoch nicht das Risiko einer Herzinsuffizienz oder das erneute Auftreten eines Herzinfarkts verringert.
Einige Studien haben einen möglichen Nutzen bezüglich der Blutdrucksenkung und der Linderung entzündlicher Prozesse im Zusammenhang mit Herzerkrankungen gezeigt.
Im Rahmen einer Studie nahmen die Teilnehmer 2000mg Acetyl-L-Carnitin pro Tag ein. Das führte zur Senkung Ihres systolischen Blutdrucks – einem wichtigen Indikator für Herzgesundheit und Krankheitsrisiko – um fast 10 Punkte.
Aus der Studie ging außerdem hervor, dass L-Carnitin den Zustand von Patienten mit schweren Herzerkrankungen wie etwa koronaren Herzerkrankungen oder chronischer Herzinsuffizienz verbessern kann.
Während einer 12-monatigen Studie wurde ein Rückgang der Herzinsuffizienz- und Todesfälle unter denjenigen Teilnehmern beobachtet, die L-Carnitinpräparate erhielten.
Eine Studie aus dem Jahr 2013, die sowohl Nagetiere als auch 2.595 Menschen umfasste, die einer elektiven kardialen Evaluation unterzogen wurden, ergab, dass L-Carnitin mittels Darmmikrobiotie zu Trimethylamin-N-Oxid (TMAO) umgewandelt wird. Dabei handelt es sich um eine proatherogene Substanz, die mit Risiken einer Herz-Kreislauf-Erkrankung assoziiert wird.
Aufgrund der Unterschiede hinsichtlich der Zusammensetzung der Darmbakterien, produzierten Studienteilnehmer, deren Nahrung Fleisch enthielt, nach dem Konsum von L-Carnitin mehr TMAO als Veganer oder Vegetarier. Die Studie fand auch dosisabhängige Zusammenhänge zwischen Nüchternplasma-L-Carnitin-Konzentrationen und dem Risiko von koronaren Herzkrankheiten, peripheren Arterienerkrankungen und allgemeinen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber nur bei Teilnehmern, die hohe TMAO-Konzentrationen aufwiesen.
Die Forscher stellten fest, dass diese Erkenntnisse die Verbindung zwischen einem hohen Konsum an rotem Fleisch (eine reiche Quelle von Carnitin) und einem erhöhten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zum Teil erklären könnten. Es sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich, um die Auswirkungen von Carnitin auf die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems vollständig nachzuvollziehen.
Mehrere Studien haben die Wirksamkeit von Carnitin als Nahrungsergänzungsmittel bei der Behandlung der Herz-Ischämie (Beschränkung des Blutflusses zum Herzen) sowie der peripheren Arterienerkrankung (deren wichtigstes Symptom eine schlechte Zirkulation in den Beinen ist, bekannt als intermittierende Claudication) gezeigt.
Die Claudicatio (Schaufensterkrankheit) war auf eine unzureichende Versorgung mit sauerstoffreichem Blut in den Beinen zurückzuführen und führte aufgrund der unvollständigen Verwertung zu einer Ansammlung von Acetylcarnitin im Muskel. Patienten mit peripherer arterieller Erkrankung, die eine Claudicatio entwickeln, weisen signifikante Beeinträchtigungen bei der Ausführung von Körperübungen auf und haben selbst auf kurzen Strecken bei langsamer Geschwindigkeit Schwierigkeiten beim Gehen. Die Forschungsergebnisse zeigten, dass Carnitin die Leistung der Skelettmuskulatur im Bein verbessern könnte.
In einer europäischen multizentrischen klinischen Studie wurde durch die Supplementierung mit L-Carnitin (in Form von Propionyl-L-Carnitin bei 2 g/Tag über 12 Monate) bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Claudicatio in Bezug auf die maximal hinterlegte Strecke sowie die wahrgenommene Lebensqualität im Vergleich zu Patienten, die nur Placebos erhielten, eine signifikante Besserung erzielt.
Eine ähnliche, in den Vereinigten Staaten und Russland durchgeführte multizentrische Studie ergab, dass die Verabreichung derselben täglichen Dosis und Verabreichungsform von Carnitin über einen Zeitraum von 6 Monaten bei Patienten mit einer Claudicatio, die das Gehen beeinträchtigte, zu einer Verbesserung der zurückgelegten Laufdistanz, zu einer Reduzierung körperlicher Schmerzen sowie zu einer Verbesserung des empfundenen allgemeinen Gesundheitszustands führte, im Vergleich zu den Patienten in der Kontrollgruppe.
Die Autoren einer systematischen Überprüfung und Metaanalyse, die diese und 12 andere randomisierte klinische Studien untersuchten, kamen zum Schluss, dass Propionyl-L-Carnitin bei Patienten mit Claudicatio die maximal zurückgelegte Strecke signifikant erhöht.
Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass L-Carnitin, bei einer Einnahme über einen Zeitraum von bis zu 1 Jahr, positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System bei Patienten mit bestimmten Gesundheitsfaktoren haben könnte. Andere Untersuchungen lösten jedoch Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen einer chronischen Exposition gegenüber Carnitin auf Herz und Kreislauf aus.
Es wird vermutet, dass die Abnahme der mitochondrialen Funktion zum Alterungsprozess beiträgt. Carnitin könnte daran beteiligt sein, da der Carnitingehalt im Gewebe mit dem Alter abnimmt und dadurch die Integrität der mitochondrialen Membran reduziert. Studien mit älteren Ratten ergaben, dass eine Supplementierung mit hohen Dosierungen von Acetyl-L-Carnitin und Alpha-Liponsäure (ein Antioxidans) den mitochondrialen Verfall reduzieren kann. . Die Tiere bewegten sich mehr und verbesserten ihre Leistung bei Gedächtnisaufgaben.
Gegenwärtig gibt es jedoch keine gleichwertigen Studien dieser Art, die an Menschen durchgeführt wurden. Eine Metaanalyse von doppelblinden, placebokontrollierten Studien legt jedoch nahe, dass Acetyl-L-Carnitinpräparate die Gedächtnisleistung verbessern und den geistigen Verfall bei älteren Erwachsenen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und Alzheimer verringern können. In diesen Studien wurden den Probanden täglich 1500 bis 3000mg Acetyl-L-Carnitin über einen Zeitraum von 3-12 Monaten verabreicht.
Die Insulinresistenz, die bei der Entwicklung der Typ-II-Diabetes eine wichtige Rolle spielt, könnte mit einer Störung der Fettsäureoxidation im Muskel zusammenhängen. Dies wirft die Frage auf, ob eine mitochondriale Dysfunktion ein Faktor sein könnte, der zum Fortschreiten dieser Erkrankung führt. Eine erhöhte Fettspeicherung im fettfreien Gewebe ist zu einem Marker für Insulinresistenz geworden.
Die Ergebnisse früherer Untersuchung deuteten darauf hin, dass die intravenöse Supplementierung mit L-Carnitin die Insulinsensitivität bei Diabetikern verbessern könnte, indem sie den Fettgehalt im Muskel verringert, und aufgrund einer schnelleren Erhöhung der Fettoxidation in den Zellen möglicherweise eine Senkung des Blutzuckerspiegels bewirkt.
Eine neuere Analyse zweier multizentrischen klinischen Studien von Probanden mit Typ-I- bzw. Typ-II-Diabetes ergab, dass die orale Behandlung mit Acetyl-L-Carnitin (3000mg/Tag) über einen Zeitraum von einem Jahr eine signifikante Linderung von Nervenschmerzen sowie eine verbesserte Vibrationswahrnehmung bei Patienten mit diabetischer Neuropathie bewirkte. Die Behandlung war bei Patienten mit Typ-II-Diabetes mit kurzer Krankheitsdauer am effektivsten.
Weiterhin wurde gezeigt, dass L-Carnitin die Symptome von Typ-II-Diabetes und den damit verbundenen Risikofaktoren reduzieren kann.
In einer Studie an Patienten mit Typ-II-Diabetes verbesserte L-Carnitin die Blutzuckerreaktion auf kohlenhydratreiche Mahlzeiten. Diese Blutzuckerreaktion ist ein wichtiger Indikator für das Diabetesrisiko und den allgemeinen Gesundheitszustand.
Zudem kann L-Carnitin gegen Diabetes vorgehen, indem es ein wesentliches Enzym namens AMPK erhöht, das die Fähigkeit des Körpers zur Verwertung von Kohlenhydraten verbessert.
Das menschliche Immunschwäche-Virus (HIV) verursacht einen Rückgang der Anzahl der Lymphozyten (eine Art von weißen Blutkörperchen), was zu einem erworbenen Immunschwäche-Syndrom (AIDS) führt. Bei HIV-infizierten Personen reichert sich oftmals Fett in einigen Bereichen des Körpers an, während es an anderen Stellen abgebaut wird, außerdem nimmt ihr Blutfettanteil (Hyperlipidämie) sowie ihre Insulinresistenz zu, was zusammen zum Lipodystrophie-Syndrom führt.
Dieses Syndrom kann auf eine mitochondriale Toxizität hinweisen, die durch die HIV-Infektion sowie die zu ihrer Behandlung eingenommenen antiretroviralen Medikamente verursacht wird, was wiederum zu einen Carnitinmangel führen kann, der den mitochondrialen Fettstoffwechsel beeinträchtigt.
Über die molekularen Mechanismen, die diese Vorgänge verursachen, ist bisher nur wenig bekannt. Vorläufige Forschungsansätze liefern widersprüchliche Ergebnisse, deuten jedoch darauf hin, dass sowohl die intravenöse als auch die orale Supplementierung mit Carnitin (in Tagesdosen von 2000 bis 6000mg über mehrere Wochen oder Monate) bei HIV-infizierten Personen den Tod von Lymphozyten verlangsamen (was möglicherweise das Fortschreiten der HIV-Infektion eindämmt) , die Neuropathie reduzieren und die Blutfettwerte positiv beeinflussen könnte.
Die Carnitinhomöostase (Gleichgewicht innerhalb des Körpers) kann bei Personen mit Nierenerkrankungen aufgrund mehrerer Faktoren erheblich beeinträchtigt sein. Dazu zählen insbesondere die reduzierte Synthese und vermehrte Ausscheidung der Verbindung über die Nieren, die verminderte Nahrungsaufnahme aufgrund des geringen Appetits sowie der reduzierte Verzehr von Lebensmitteln tierischer Abstammung.
Viele Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz, insbesondere diejenigen, die einer Hämodialysebehandlung unterzogen werden, erleiden einen Carnitinmangel. Das Carnitinniveau ist sowohl im Blut als auch in den Muskeln niedrig, was Anämien, Muskelschwäche, Müdigkeit, veränderte Blutfettwerten sowie Herzerkrankungen begünstigen kann. Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass hochdosierte Carnitinpräparate (oftmals injiziert) bei Patienten, die einer Langzeit-Hämodialysebehandlung unterzogen werden, einige oder alle diese Symptome verbessern können, wobei die Studien jedoch meist an einer kleinen Anzahl von Patienten durchgeführt wurden und es sich dabei nicht um doppelblinde Studien gehandelt hat.
Eine kürzlich durchgeführte Metaanalyse dieser Studien kam zu dem Schluss, dass Carnitinpräparate zur Behandlung von Anämien, jedoch nicht zur Verbesserung der Blutfettwerte beitragen können und dass ihre Auswirkungen auf die körperliche Leistungsfähigkeit oder die Stabilisierung der Herztätigkeit nicht eindeutig belegt sind.
Ermüdungserscheinungen sowie ein schlechter Ernährungszustand treten bei Krebspatienten nach einer Chemotherapie oder einer Strahlenbehandlung häufig auf. Möglicherweise leiden sie auch unter einem Carnitinmangel [25]. In einer Studie führte die Behandlung mit Carnitinpräparaten (4000mg/Tag über einen Zeitraum von einer Woche) bei den meisten Probanden, die sich einer Chemotherapie unterzogen hatten, zu einer Besserung der Ermüdungserscheinungen sowie zu einer Normalisierung des Carnitinspiegels im Blut.
In einer weiteren Studie an Patienten mit Krebs im Endstadium berichteten die mit Carnitin behandelten (Dosierungen von 250 Milligramm bis 3000 Milligramm/Tag) Patienten von einer Besserung der Müdigkeitserscheinungen sowie von einer verbesserten Stimmung und Schlafqualität. In beiden Studien wiesen die meisten Studienteilnehmer einen Carnitinmangel auf, bevor sie mit der Einnahme der Carnitinpräparate begannen.
Die Höhe des L-Carnitinspiegels hängt von der Menge der aufgenommenen Nahrung sowie von der Höhe der vom Körper produzierten Menge an Carnitin ab. Demzufolge sind die L-Carnitinwerte bei Vegetariern und Veganern oft niedriger, da sie Produkte tierischer Abstammung einschränken bzw. vermeiden.
Daher könnte es für Vegetarier und Veganer möglicherweise sinnvoll sein, L-Carnitinpräparate einzunehmen. Bisher wurden jedoch noch keine Studien mit diesen besonderen Bevölkerungsgruppen durchgeführt.
Auch ältere Menschen könnten von einer Supplementierung mit L-Carnitinpräparaten profitieren. Forschungen zufolge nimmt der Carnitinspiegel nämlich mit zunehmendem Alter ab.
In einer Studie konnte gezeigt werden, dass die Einnahme von 2000mg L-Carnitin bei älteren Menschen die Müdigkeit reduzieren und die Muskelfunktion erhöhen kann. Andere Forschungen zeigten, dass Acetyl-L-Carnitin ebenfalls zur Verbesserung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Gehirns von Menschen im fortgeschrittenen Alter beitragen kann.
Das Risiko eines Carnitinmangels ist auch bei Patienten mit Erkrankungen wie beispielsweise Zirrhosen oder Nierenleiden erhöht. Demzufolge kann eine Supplementierung mit Carnitin in bestimmten Fällen von Nutzen sein.
Wie die meisten natürlichen Nahrungsergänzungsmittel ist auch L-Carnitin ziemlich sicher und frei von ernsthaften Nebenwirkungen, sofern es wie empfohlen in einer sinnvollen Dosierung eingenommen wird.
Im Rahmen einer Studie wurde die Sicherheit von L-Carnitin untersucht, indem den Teilnehmern über einen Zeitraum von 21 Tagen täglich 3000mg verabreicht wurden. Zu Beginn und am Ende der Studie wurde für jeden Teilnehmer ein umfassendes Blutbild angefertigt, wobei keine negativen Auswirkungen beobachtet wurden.
Laut eines Berichts bezüglich der Sicherheit von L-Carnitin scheinen Dosierungen in Höhe von ungefähr 2000mg pro Tag für eine langfristige Verwendung sicher zu sein. Zwar berichteten einige Probanden von Nebenwirkungen wie Übelkeit oder anderen Verdauungsbeschwerden, es sind allerdings keine ernsthaften Probleme aufgetreten.
Carnitin interagiert mit pivalatkonjugierten Antibiotika wie Pivampicillin, die bei der Langzeitprävention von Harnwegsinfektionen eingesetzt werden. Die Langzeitbehandlung mit diesen Antibiotika erhöht die Ausscheidung von Pivaloyl-Carnitin, was zu einem Carnitinmangel führen kann. Obwohl das Carnitinspiegel soweit sinken kann, dass die Fettsäureoxidation gehemmt wird, wurden bisher jedoch noch keine Krankheitsfälle aufgrund eines Carnitinmangels beschrieben.
Das Antiepileptikum Valproinsäure interagiert in vielfältiger Weise mit dem Carnitin-Stoffwechsel, was einen Mangel an L-Carnitin zur Folge haben kann. Betroffen sind die Bereiche zelluläre Aufnahme, Biosynthese, renale Ausscheidung und intrazellulärer Carnitin-Pool.
L-Carnitin Tartrat, Acetyl-L-Carnitin und Propionyl-L-Carnitin sind als Nahrungsergänzungsmittel rezeptfrei erhältlich. Carnitin wird oftmals als hilfreiches Mittel zur Gewichtsabnahme, zur Verbesserung der Trainingsleistung sowie zur Steigerung des Wohlbefindens beworben. Zudem wurde es von der US-amerikanischen Lebensmittelbehörde (FDA) als Medikament zur Behandlung primärer und bestimmter sekundärer Carnitinmangelerscheinungen zugelassen.
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