Was sind Probiotika?
Probiotika sind Zubereitungen, in der Mehrzahl Nahrungsergänzungsmittel, die lebensfähige Mikroorganismen enthalten. Diese Mikroorganismen werden auch als probiotische Bakterien bezeichnet.
Was sind probiotische Bakterien?
Probiotische Bakterien sind Mikroorganismen, die in der Darmschleimhaut angesiedelt sind und den Körper bei der Aufnahme von Nährstoffen und bei der Abwehr von Krankheitserregern unterstützen. Tatsächlich gibt es 10-mal mehr probiotische Bakterien im Darm als Zellen im menschlichen Körper. Allein unsere Haut und unser Verdauungssystem beherbergen rund 2.000 verschiedene Arten von Bakterien.
Probiotische Bakterien haben nachweislich eine positive Wirkung auf das Immunsystem und tragen zu einer gesunden Verdauung bei. Die guten Darmbakterien sind auch verantwortlich für [1] [2]
- die Bildung von Vitamin B12, Buttersäure und Vitamin K2
- die Ausscheidung von schlechten Bakterien, Hefen und Pilzen
- die Produktion von Enzymen, welche schädliche Bakterien beseitigen
- die Anregung der Freisetzung von IgA und regulatorischen T-Zellen
Von unserer Geburt an wird unser Darm von probiotischen Bakterien besiedelt: Im Geburtskanal kommt ein Kind erstmals mit den Darmbakterien seiner Mutter in Kontakt. Mit diesem Ereignis nimmt im Verdauungstrakt des Kindes eine Kettenreaktion ihren Lauf und der Darm des Kindes beginnt, gesundheitsfördernde Bakterien zu produzieren.
Besteht ein Mangel an probiotischen Bakterien, kann dies Verdauungsstörungen, Hautprobleme, Candida-Infektionen, Autoimmunerkrankungen, häufige Erkältungen und grippale Infekte zur Folge haben.
Früher, als noch frische Nahrungsmittel, die auf reichhaltiger Erde wuchsen, auf dem Speiseplan standen und die Nahrungsmittel fermentiert wurden, um sie vor dem Verderben zu bewahren, nahm der Mensch über die Nahrung stets probiotische Bakterien in ausreichender Menge auf.
Doch aufgrund der Nutzung von Kühlschränken, Verwendung von unnatürlichen landwirtschaftlichen Methoden und der Desinfektion von Lebensmitteln mit Chlor enthält unser Essen heute wenige bis gar keine probiotischen Bakterien mehr. Viele Lebensmittel enthalten sogar gefährliche Antibiotika, welche die guten Bakterien in unserem Körper dezimieren.
Probiotika sind in vielen verschiedenen Formen erhältlich. Grundsätzlich wird hier zwischen funktionellen Lebensmitteln (Functional Food), Nahrungsmitteln, die von Natur aus probiotische Mikroorganismen enthalten, und Nahrungsergänzungsmitteln unterschieden.
Functional Food
Mittlerweile werden zahlreiche Nahrungsmittel mit probiotischen Bakterien versetzt. Ein Beispiel hierfür sind probiotische Joghurts oder Milchdrinks, die Bakterien wie beispielsweise Laktobazillen enthalten. Diese sind zwar schmackhaft, ihr gesundheitlicher Nutzen ist allerdings äußerst umstritten. In den meisten Lebensmitteln ist die Anzahl der Mikroorganismen viel zu gering, um eine Wirkung zu erreichen. Wer seine Darmgesundheit aktiv fördern möchte, sollte deshalb eher auf probiotische Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen.
Fermentierte Nahrungsmittel
Eine gute Zubereitungsmethode für Lebensmittel, die in den vergangenen Jahrzehnten jedoch immer weniger genutzt wurde, ist die Fermentation. Bei der Fermentation wird Gemüse unter Zuhilfenahme von probiotischen Mikroorganismen oder Enzymen haltbar gemacht. Sauerkraut, Tofu, Miso und Kimchi, aber auch Buttermilch und Kefir gehören zu den fermentierten bzw. milchsäuregegärten Lebensmitteln.
So enthält rohes und fermentiertes Sauerkraut nicht nur verschiedene Vitamine, sondern auch Milchsäurebakterien. Fermentierte Nahrungsmittel können gut in Kombination mit probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln genutzt werden. Diese bieten jedoch einen entscheidenden Vorteil: Sie enthalten eine standardisierte Anzahl an probiotischen Mikroorganismen und können so zielgenau dosiert werden.
Probiotische Nahrungsergänzungsmittel
Probiotika sind in Pulver-, Kapsel- und Tablettenform erhältlich. Die Darreichungsform spielt eine wichtige Rolle, da die Bakterien recht sensibel sind. So reagieren probiotische Mikroorganismen äußerst empfindlich auf Hitze oder Säure.
Ohne Schutz werden bis zu 90 Prozent der Bakterien bereits im Magen durch die Magensäure oder im Dünndarm durch Verdauungsenzyme aus der Bauchspeicheldrüse und die Gallensäure aus der Leber zerstört. Die Einnahme in Form von magensaftresistenten Kapseln kann deshalb sinnvoll sein.
Probiotika: Abgrenzung zu Präbiotika
Im Zusammenhang mit dem Thema Darmgesundheit fällt neben dem Begriff Probiotika häufig auch die Bezeichnung Präbiotika. Nicht selten werden beide Bezeichnungen sogar synonym verwendet. Es gibt jedoch deutliche Unterschiede.
Probiotika sind lebensfähige Mikroorganismen. Präbiotika dienen diesen Mikroorganismen hingegen als Nahrung. Es handelt sich hier um Ballaststoffe, die der Mensch nicht verdauen kann. Sie werden also nicht vom Darm aufgenommen, sondern von den Bakterien der Darmflora verwertet.
Präbiotika finden sich zum Beispiel in Lebensmitteln wie Chicorée oder Zwiebeln. Auch Flohsamen sind ein bekanntes Präbiotikum. Die löslichen Ballaststoffe können das Wachstum und die Aktivität der Bakterien im Darm fördern. Präbiotika stellen deshalb eine sinnvolle Ergänzung zu probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln dar.
Probiotika Spezies
Den Darm besiedeln Billionen von Keimen aus mehr als 30 Gattungen mit rund 400 bis 500 verschiedenen Arten. Diese bilden in ihrer Gesamtheit die Darmflora. Nur einige dieser Darmbakterien werden auch als Probiotika eingesetzt. Dazu gehören:
- Laktobazillen
- Bifidobakterien
- Enterokokken
- Escherichia coli
Saccharomyces boulardii und Saccharomyces cerevisiae werden ebenfalls genutzt. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um probiotische Bakterien, sondern um Hefen.
Escherichia coli
Escherichia coli, kurz E. coli genannt, ist die wohl bekannteste Bakterienart überhaupt. Das Bakterium stellt zwar nur 0,1 Prozent der gesamten Keimmenge im Darm, gehört aber dennoch zu den am besten erforschten Darmbakterien.
E. coli übernimmt im Darm wichtige Aufgaben. Das Bakterium bildet antimikrobiell wirksame Substanzen und trägt so zu einer gesunden Darmbesiedlung bei. Ferner trainiert E. coli das sogenannte darmassoziierte Immunsystem und stabilisiert die natürliche Darmbarriere.[3]
Laktobazillen
Laktobazillen finden sich im menschlichen Körper nicht nur im Dünn- und im Dickdarm, sondern auch in der Mundhöhle und in der Vagina. In der Lebensmittelindustrie werden sie gezielt als Starterkulturen in der Produktion von fermentierten Lebensmitteln und Wurstwaren eingesetzt.
Im menschlichen Darm dienen die Laktobazillen vor allem dem Schutz vor Fremdkeimen. Sie können das Wachstum und die Vermehrung von Fäulniskeimen wie beispielsweise Clostridien hemmen.
Zur obligaten Flora des Darms gehören folgende Laktobazillen:
- Lactobacillus fermentum
- Lactobacillus casei
- Lactobacillus plantarum
- Lactobacillus brevis
- Lactobacillus cellobiosus
Enterokokken
Enterokokken finden sich zum Großteil im Dickdarm, besiedeln aber auch den Dünndarm. Ebenso wie Laktobazillen werden auch diese probiotischen Bakterien als Starterkulturen in der Lebensmittelindustrie genutzt.
Die bedeutendsten Spezies für den Menschen sind Enterococcus faecium und Enterococcus faecalis. Diese produzieren kurzkettige Fettsäuren und säuern so das Darmmilieu an. Dadurch hemmen sie auch das Wachstum potenziell krankheitserregender Keime.[4]
Bifidobakterien
Bifidobakterien sitzen vor allem im Dickdarm. Ein Großteil der Dickdarmflora besteht aus Bifidobakterien. Ebenso besiedeln die Bakterien Mund und Vagina.
Zwar beeinflussen die probiotischen Mikroorganismen nur zu einem geringen Teil das darmassoziierte Immunsystem, sie fungieren aber als Platzhalter. Auf diesem Weg leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Aufrechterhaltung des Darmmilieus. Noch dazu gehen sie mit den Enterokokken und den Laktobazillen einen Synergismus ein.[5]
Wichtige Vertreter der Bifidobakterien sind:
- Bifidobacterium infantis
- Bifidobacterium breve
- Bifidobacterium adolescentis
- Bifidobacterium longum
- Bifidobacterium bifidum
Probiotika Eigenschaften
Probiotika sind als lebende bzw. lebensfähige Mikroorganismen definiert, die auch bei einer oralen Aufnahme in einer ausreichend großen Anzahl in ihrer aktiven Form in den Dickdarm gelangen können.
Professor Dr. Gerhard Reuter von der Freien Universität Berlin postuliert folgende wichtige Eigenschaften probiotischer Kulturen:
- die Fähigkeit, die Magen- und Dünndarmpassage zu überleben
- die Fähigkeit, sich im Dickdarm zu vermehren
- die Unbedenklichkeit im Hinblick auf die Gesundheit
- die Verdrängung von unerwünschten Mikroorganismen wie beispielsweise Pilzen oder Clostridien
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Probiotika Wirkung
Der Darm enthält sowohl gute als auch schädliche Bakterien. Verdauungsexperten sind sich einig, dass die Darmflora aus ca. 85 Prozent guten Bakterien und 15 Prozent schlechten Bakterien bestehen sollte. Gerät dieses Verhältnis aus dem Gleichgewicht, kommt es zur Dysbiose oder Dysbakterie.[6]
Damit ist ein Ungleichgewicht durch ein Übermaß an bestimmten Pilzen, Hefen oder Bakterien gemeint, das den Körper beeinträchtigt. Indem man bestimmte probiotische Lebensmittel isst oder Probiotika einnimmt, kann man dieses Verhältnis wieder ins Gleichgewicht bringen.
Gesundheitsfördernde Wirkung
Probiotische Bakterien bieten eine große Bandbreite an therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten, die entweder auf der Kolonisation des Magen-Darm-Traktes oder dem positiven Einfluss auf das Immunsystem beruhen.[7]
Mehreren Studien zufolge hat die Einnahme von Probiotika folgende gesundheitsfördernde Wirkungen:
- Stärkung des Immunsystems [8]
- seltener auftretende Erkältungen und grippale Infekte [9]
- Förderung der Verdauung [10]
- mehr Energie durch die Produktion von Vitamin B12 [11]
- Verringerung von Blähungen [12]
- Senkung der Überempfindlichkeit bei Allergien [13]
- Bekämpfung von durch Lebensmittel ausgelösten Krankheiten [13]
- Heilung des Leaky-Gut-Syndroms und chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen [14]
- Senkung des Cholesterinspiegels [15]
- Verbesserung des Glukosestoffwechsels [16]
- Schutz vor Insulinresistenz [16]
- Gewichtsverlust bei übergewichtigen Patienten [6]
- Besserung bei Stoffwechselstörungen [16]
- Linderung der Symptome von Infektionen der oberen Atemwege [9]
- Vorbeugung von Verlust an Knochensubstanz im Zusammenhang mit Osteoporose [17]
- Zunahme von im Speichel enthaltenen Antikörpern, die vor Karies schützen [18]
- Vorbeugung von Karies und Parodontose [18]
- Bekämpfung und Eindämmung der Kolonisation des Darms durch Helicobacter pylori [19]
- gesündere Haut, da probiotische Bakterien Ekzeme und Psoriasis auf natürliche Weise reduzieren [20]
- Verbesserung von Akne [21]
- Bekämpfung und Eindämmung pathogener Bakterien bei Mukoviszidose [22]
Probiotika Mangel
Ein Mangel an guten Bakterien im Darm wird auch als Dysbiose bezeichnet. Wenn die residente Flora im Ungleichgewicht ist, können sich potenziell pathogene Keime ausbreiten.
Die potenziell krankheitsverursachenden Keime wie beispielsweise Klebsiellen finden sich immer auch in einem gesunden Darm. Allerdings nehmen hier die probiotischen Mikroorganismen wie Laktobazillen oder Bifidobakterien den größten Platz ein und hindern die anderen Bakterien an der Ausbreitung.
Liegt nun ein Mangel an diesen residenten Keimen vor, können sich andere Bakterien oder auch Hefen und Schimmelpilze ungehindert vermehren. Viele schlechte Bakterien und auch Pilze bilden verschiedene toxische Stoffwechselprodukte wie beispielsweise Ammoniak. Dadurch können sie den Organismus merklich belasten.
Probiotika Mangel: die Folgen
Ein Ungleichgewicht in der Darmflora hat weitreichende Folgen. Zum einen kann die Verdauungsleistung gestört sein. Es treten Probleme in der Fett-, Kohlenhydrat- oder Eiweißverdauung auf. Menschen mit einer Dysbiose leiden deshalb gehäuft unter Wechselstühlen, Durchfall, Verstopfung, Bauchkrämpfen oder Blähungen.
Es scheinen zudem Zusammenhänge zwischen Darmdysbiosen und schweren Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zu bestehen. Auch bei Patienten mit Reizdarmsyndrom zeigt die Darmflora häufig eine geringe Diversität.
Da die Darmflora auch eine wichtige Rolle für das Immunsystem spielt, geht die Dysbiose nicht selten mit einer erhöhten Infektanfälligkeit einher. Führt die Fehlbesiedlung zu einer durchlässigen Darmbarriere, können Lebensmittelunverträglichkeiten, Allergien oder Autoimmunerkrankungen entstehen.
Was schädigt die Probiotika im Darm?
Es gibt viele Faktoren, die die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen und dadurch eine Brutstätte schlechter Bakterien, Pilze, Parasiten und Viren werden. Eine Darmflora, die aus dem Gleichgewicht geraten ist, kann auf Dauer zu Verdauungsbeschwerden und Darmerkrankungen führen.
Um eine gesunde Darmflora zu erhalten, sollte man alles vermeiden, was diese schädigen könnte. Dazu zählen vor allem:
- Antibiotika
- chlorhaltiges Trinkwasser
- Zucker
- stark verarbeitete Lebensmittel
- gentechnisch veränderte Nahrungsmittel
- Chemikalien
- Medikamente
- emotionaler Stress
Um eine gesunde Darmflora aufzubauen, sollten Lebensmittel konsumiert werden, die reich an Probiotika sind. Eine gute Alternative ist ein Probiotikum. So kann der Darm dauerhaft mit guten, gesundheitsfördernden Bakterien besiedelt werden.
Probiotika Bedarf
Ob und welche Probiotika dem Körper zugeführt werden sollten, ist eine individuelle Entscheidung. Es gibt keine allgemeinen Empfehlungen und auch keinen offiziellen Tagesbedarf. Ein gesunder Darm benötigt in der Regel keinerlei Nahrungsergänzungsmittel mit probiotischen Mikroorganismen. Doch bei einem Großteil der Bevölkerung ist die Darmflora durch eine schlechte Ernährung oder Antibiotikatherapien bereits geschädigt. Hier können Nahrungsergänzungsmittel das Gleichgewicht wieder herstellen.
Folgende Symptome können auf eine Fehlbesiedlung des Darms und einen Mangel an Probiotika hinweisen:
- Durchfall
- Verstopfung
- Bauchschmerzen nach dem Essen
- Blähungen
- Völlegefühl
- Blähbauch
Nicht immer sind die Symptome einer Dysbiose jedoch so eindeutig, sodass eine weiterführende Diagnostik sinnvoll sein kann. Welche Darmbakterien im Darm zu wenig vorkommen, lässt sich auch mittels Stuhlanalyse testen. Dafür wird eine Stuhlprobe im Labor analysiert. Im Vergleich mit den Normwerten lässt sich dann der Zustand der Darmflora beurteilen. Liegt ein Mangel vor, ist eine gezielte Substitution wichtig.
Probiotika in Lebensmitteln
Um sich mit Probiotika aus Lebensmitteln zu versorgen, bedarf es keinesfalls Lebensmittel, denen die probiotischen Mikroorganismen künstlich zugesetzt werden. Functional Food ist häufig überteuert und enthält nicht selten viele unnötige Zusatzstoffe. Eine gute und günstige Alternative bieten Lebensmittel, die aufgrund ihrer Herstellungsart traditionell viele Probiotika enthalten. Dazu gehören:
- Sauerkraut und Sauerkrautsaft
- Brottrunk
- saure Gurken
- die japanische Sojapaste Miso
- Tempeh
- Kimchi
- Kombucha
- Joghurt
Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel
Wenn der Darm bereits aus dem Gleichgewicht geraten ist, reicht der Verzehr von probiotischen Lebensmitteln häufig nicht aus, um das Milieu zu regulieren. Bei fermentierten und milchsauer vergorenen Nahrungsmitteln ist nie sicher, welche und wie viele Bakterien sie wirklich enthalten. Für eine gezielte Darmsanierung sind deshalb Nahrungsergänzungsmittel mit probiotischen Bakterien zu bevorzugen.
Beim Erwerb der Probiotika sollten einige Dinge beachtet werden. Zum einen ist es wichtig zu wissen, wie viele Bakterien pro Kapsel enthalten sind. Bei täglicher probiotischer Einnahme sollten dies mindestens 5 bis 10 Milliarden koloniebildende Einheiten sein. Ebenso wichtig ist natürlich zu wissen, welche Bakterien in dem Präparat zu finden sind.
Wurde ein Mangel mittels Stuhlfloraanalyse festgestellt, kann ein Präparat entsprechend dieser Auswertung ausgewählt werden. Erfolgt die Einnahme aufgrund einer bestehenden Symptomatik, sollten für eine möglichst breite Wirkung sowohl dünndarmspezifische als auch dickdarmspezifische Bakterien mit verschiedenen Stämmen kombiniert sein.
Damit die Bakterien den Darm unbeschadet erreichen, ist zudem darauf zu achten, dass sie vor der Magensäure geschützt werden. Empfehlenswert sind deshalb magensaftresistente Kapseln.
Probiotika und Bifidobakterien
Bifidobakterien sind eine verbreitete probiotische Bakteriengattung, die als Nahrungsergänzungsmittel täglich eingenommen werden kann. Als Probiotika eingenommen stellen Bifidobakterien ein natürliches Therapeutikum bei vielen Darmerkrankungen dar.
Bifidobakterien eignen sich ebenso wie Laktobazillen zur Vorbeugung und Behandlung von nekrotisierender Enterokolitis bei Neugeborenen. Außerdem können sie Durchfall vorbeugen, insbesondere Reisedurchfall – eine Krankheit, die Reisende in Ländern mit zweifelhaften hygienischen Zuständen plagt.[23]
Probiotika, die Bifidobakterien enthalten, tragen auf natürliche Weise zur effektiven Senkung des Cholesterinspiegels bei. In mehreren klinischen Studien wurde gezeigt, dass Bifidobakterien die Senkung eines zu hohen Cholesterinspiegels bewirken können. Erhöhte Cholesterinspiegel stehen im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen – eine der Haupttodesursachen bei Erwachsenen in den westlichen Industrieländern.[24]
Probiotika und Laktobazillen
Eine der am meisten verbreiteten Arten von Bakterien ist die Gattung Lactobacillus. Die Laktobazillen machen einen wesentlichen Teil der Darmbakterien beim Menschen aus und haben für ihren Wirt nachweislich zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften.
Ein Beispiel ist Lactobacillus reuteri, eine Bakterienart, die von Natur aus in geringer Zahl im Verdauungstrakt von Menschen und Tieren vorkommt. Lactobacillus reuteri wird aufgrund der entzündungshemmenden Wirkung bei nekrotisierender Enterokolitis (NEK), einer Darmerkrankung bei Säuglingen, verwendet. Die Forschung hat gezeigt, dass Lactobacillus reuteri das Immunsystem positiv beeinflussen und den Körper bei der Bekämpfung dieser Krankheit unterstützen kann.[25]
Heute werden verschiedene Stämme der Bakteriengattung Lactobacillus erfolgreich eingesetzt, um den Darm zu kolonisieren und ihm eine große Bandbreite gesundheitsfördernder Wirkungen zugutekommen zu lassen.
Ein weiteres Beispiel ist Lactobacillus casei oder Lactobacillus casei Shirota, eine Bakterienspezies, die häufig im Verdauungssystem von Mensch und Tier vorzufinden ist. Lactobacillus casei wirkt sich günstig beim Leaky-Gut-Syndrom aus und hat entzündungshemmende Eigenschaften. Die Bakterienart findet ferner erfolgreiche Verwendung bei Übergewicht und anderen Stoffwechselstörungen.[26] [27]
Probiotika und gesunde Darmflora
Wie bereits erläutert, begünstigen eine unausgewogene Ernährung und verschiedene andere Einflussfaktoren eine Fehlbesiedlung der Darmflora. Da eine gesunde Darmflora aber für das Immunsystem und für die Gesundheit im Allgemeinen von großer Bedeutung ist, kann der Einsatz von Probiotika sinnvoll sein.
Eine Frage, die immer wieder auftaucht, ist: Können Probiotika die Darmflora überhaupt nachhaltig positiv beeinflussen? Diese Frage lässt sich mit einem klaren Ja beantworten. Kritiker merken daraufhin an, dass sich die zugeführten Darmbakterien nicht dauerhaft im Darm ansiedeln können.
Studien deuten tatsächlich darauf hin, dass dies nicht möglich ist. Zwar lassen sich die Bakterien bei einer ausreichenden Zufuhr auch im Stuhl nachweisen, eine Ansiedlung gelingt jedoch nur selten. Sind Probiotika deshalb unsinnig? Keineswegs. Denn vielmehr als um eine Wiederaufforstung der Darmflora geht es bei der probiotischen Therapie um eine Modulation des Immunsystems.
Häufig zeigt sich eine gestörte Darmflora bei einer Beeinträchtigung des Immunsystems, insbesondere des mukosaassoziierten Immunsystems. Der Einsatz von immunmodulierenden Bakterien ist hier sinnvoll. Über eine positive Beeinflussung des Milieus und des Immunsystems können sich wieder mehr gute Darmbakterien ansiedeln. Auf diesem Weg können Probiotika zu einer gesunden Darmflora beitragen.[28]
Probiotika und Lactose-Verdauung
Für die Verdauung von Milchzucker aus der Nahrung ist das Enzym Laktase erforderlich. Liegt im Dünndarm nur wenig oder gar keine Laktase vor, ist eine Spaltung des Milchzuckers nicht möglich. Dieser landet unverändert im Dickdarm. Infolge dessen kommt es zu Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen. Diese Beschwerden nach dem Konsum von Milch oder Milchprodukten deuten auf eine Laktoseintoleranz hin.
Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel können zur Stabilisierung der Darmflora beitragen und die Verdauungsleistung verbessern. Einige probiotische Bakterien sind in der Lage, Milchzucker zu verwerten. Zugeführte Probiotika können also eine ähnliche Wirkung haben wie das Enzym Laktase und die Lactose-Verdauung verbessern. Man spricht hier auch von einer mikrobiellen Laktase.[29]
Probiotika und Verstopfung
Verstopfungen (Obstipation) sind Tabuthema und weitverbreitetes Phänomen zugleich. Bei einer Darmverstopfung ist die Stuhlentleerung erschwert, unvollständig oder tritt zu selten auf. Ursachen dafür gibt es viele. So können eine ballaststoffarme Ernährung und eine zu geringe Trinkmenge ebenso Verstopfungen verursachen wie Bewegungsmangel und Darmerkrankungen.
Den Erkenntnissen der Mikrobiom-Forschung zufolge sind Verstopfungen aber auch Folge einer nicht optimalen Zusammensetzung der Darmflora. Probiotika sind eine gute Alternative zu den herkömmlichen Abführmitteln, die bei zu häufigem Gebrauch die Bakterien der Darmflora zusätzlich schädigen.
In einer Metaanalyse aus dem Jahr 2014 wurde die Wirkung von Probiotika bei Verstopfungen untersucht. Dazu werteten die Wissenschaftler 14 Studien mit rund 1200 Teilnehmern, die unter Obstipation litten, aus. Die gesunden Darmbakterien sorgten für eine schnellere Stuhlpassage und erhöhten auch die Stuhlfrequenz pro Woche. Ferner verbesserte sich die Stuhlkonsistenz der Probanden.
Allerdings zeigten nicht alle Bakterien diese verdauungsfördernde Wirkung. Die Verbesserungen waren vor allem beim Bifidobakterium lactis signifikant.[30]
Probiotika und Reizdarmsyndrom
Immer mehr Menschen leiden unter dem Reizdarmsyndrom. Es handelt sich hierbei um die häufigste funktionelle Darmstörung. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Patienten mit einem Reizdarm leiden unter Bauchschmerzen, Verstopfung oder Blähungen. Auch Durchfall gehört zu den Symptomen der Erkrankung. Da die Ursache des Reizdarmsyndroms bisher unbekannt ist, gibt es auch keine ursächliche Therapie.
Das Reizdarmsyndrom ist grundsätzlich eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass diese Diagnose nur gestellt wird, wenn sich trotz ausreichender ärztlicher Untersuchungen keine andere körperliche Ursache für die vorliegenden Beschwerden feststellen lässt.
Reizdarmsyndrom und Dysbiose
Bei den meisten Reizdarmpatienten finden sich jedoch Auffälligkeiten im Bereich der Darmflora. Während die Anzahl von Bifidobakterien und Bakterien der Gattung Bacteroides verringert ist, kommen vermehrt Firmicutes-Bakterien oder proteolytische Keime im Stuhl vor.
Die Schlussfolgerung, dass sich die Beschwerden, die beim Reizdarmsyndrom auftreten, auch über eine Darmsanierung mit Probiotika lindern lassen, liegt nahe. Positive Effekte konnten in Studien tatsächlich vor allem für Bifidobakterien und Laktobazillen sowie für E. coli und Enterococcus faecalis nachgewiesen werden.[31]
Auch für Probiotika, die eine Kombination aus mehreren Bakterienstämmen enthalten, liegen positive Metaanalysen vor. Sie können Symptome wie Blähungen, Blähbauch und Bauchkrämpfe lindern.[32] [33]
Probiotika und chronische Erkrankungen
Der Einfluss von Probiotika auf den Verlauf und die Symptomatik von chronischen Erkrankungen wurde in verschiedenen Forschungsarbeiten untersucht. Hier finden sich viele positive Studienergebnisse.
So hat sich eine Behandlung mit E. coli in der Therapie der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa während der Remissionsphase als ebenso wirksam erwiesen wie die Standardtherapie mit dem entzündungshemmenden Arzneistoff Mesalazin. Auch bei der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn können Probiotika einen positiven Einfluss haben.[34] [35]
Probiotika und Autoimmunerkrankung
Besondere Bedeutung haben Probiotika in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen. Bei einer Autoimmunerkrankung liegen Immunreaktionen gegen körpereigene Strukturen vor. Rund 5 Prozent der Bevölkerung sind in den westlichen Industriestaaten von autoimmunologischen Erkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis), Morbus Basedow oder von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises betroffen.
Die genauen Ursachen der meisten Autoimmunerkrankungen sind unklar. Darmbakterien scheinen jedoch das Risiko für diese Art von Erkrankungen zu beeinflussen. So konnte ein internationales Forscherteam nachweisen, dass die Entstehung der Autoimmunkrankheit Diabetes mellitus vom Typ 1 zumindest bei Mäusen auch von der Darmbesiedlung abhängt.[36]
Zahlreiche Studien zeigen zudem einen Zusammenhang zwischen dem Leaky-Gut-Syndrom und Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose und Lupus erythematodes. Auch in der Darmflora zeigen sich bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen Auffälligkeiten. So finden sich bei Patienten mit Lupus erythematodes im Stuhl vermehrt Firmicuten. Ähnliche Abweichungen treten auch bei Patienten mit Sklerodermie oder dem Sjögren Syndrom auf.[37]
Dieses Wissen kann man sich bei der Behandlung von chronischen Autoimmunerkrankungen zunutze machen. Probiotika zeigen zum Beispiel bei der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose eine antientzündliche Wirkung und können so die Beschwerden der Patienten lindern.[38]
Probiotika und Gastroenteritis
Die Gastroenteritis, auch als Magen-Darm-Grippe bekannt, ist vor allem in den Herbst- und Wintermonaten weit verbreitet. Zu den unangenehmen Symptomen gehören Durchfall, Erbrechen, Übelkeit und Bauchschmerzen.
Eine stabile und gesunde Darmflora fördert nicht nur die Verdauung, sie kann auch das Wachstum schädlicher Erreger hemmen, und so in einem gewissen Maße vor Infektionen schützen. Hefepilze wie Saccharomyces boulardii binden ferner Bakterientoxine und tragen so zur schnelleren Genesung bei.[39]
Probiotika und das Immunsystem
Die Einnahme verschiedener Arten von probiotischen Bakterien kann unterschiedliche Auswirkungen auf das Immunsystem haben, insbesondere auf die Ausschüttung von Zytokinen und Antikörpern.
Antikörper werden von Zellen der adaptiven Immunabwehr abgegeben und dienen der Erkennung und Neutralisierung von Krankheitserregern wie Bakterien und Viren. Bei Zytokinen handelt es sich um kleine Signalproteine, die wichtig für die Regulierung des Immunsystems sind. Sie beeinflussen ferner die Reaktion auf verschiedene Auslöser wie Infektionen, Entzündungen, Traumata und Krebs.
Probiotische Bakterien können Einfluss auf entzündliche Erkrankungen und Infekte nehmen, indem sie die Arten der abgegebenen Immunzellen und deren Aktivität sowie die Produktion von Zytokinen und Antikörpern verändern. Probiotische Nahrungsergänzungsmittel haben unter anderem folgende positive Auswirkungen auf das Immunsystem:
- Probiotika können dazu beitragen, dass seltener infektiöse Durchfallerkrankungen auftreten und diese Erkrankungen von kürzerer Dauer sind.[40]
- Sie können Kindern und Erwachsenen mit Reizdarmsyndrom Linderung verschaffen.[40]
- Probiotika regen die Produktion von Antikörpern gegen Bakterien an, die Karies verursachen.[18]
- Sie verringern Risiko und Schwere von Allergien.[13]
- Eine prophylaktische Einnahme von Probiotika kann bei der Behandlung der Atopischen Dermatitis von Nutzen sein.[21]
Probiotika und Bluthochdruck
Bluthochdruck, in der medizinischen Fachsprache auch als Hypertonie bezeichnet, ist in den westlichen Industrieländern eine Volkskrankheit. Der hohe Blutdruck erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich. Umso wichtiger ist es, hohen Blutdruck effektiv zu senken.
Eine Studie an Ratten zeigte, dass gezielte Veränderungen in der Darmflora bei vorher gesunden Tieren Bluthochdruck hervorrufen können. Weitere Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom und der Hypertonie liefern Studien, die den Einfluss von probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln auf den Blutdruck untersuchten. Demnach können sich bereits nach einer 8-wöchigen Einnahme positive Effekte einstellen.[41] [42]
Probiotika für Zähne und Knochen
Knochen unterliegen im Laufe des Lebens einem ständigen Wachstums- und Umformungsprozess. Um den sich stetig im Lebensverlauf verändernden biomechanischen Kräften standzuhalten, wird alte und beschädigte Knochensubstanz abgebaut und durch neues Knochenmaterial ersetzt.
Während dieses Umbauprozesses werden Zellen namens Osteoklasten aktiviert, um die alte Knochensubstanz zu resorbieren. Andere Zellen, die sogenannten Osteoblasten, sorgen für die Synthese der neuen Kollagenmatrix und treiben so den Mineralisationsprozess zur Bildung neuer Knochensubstanz voran.
Studien zeigen, dass probiotische Bakterien wie Lactobacillus und Bifidobakterien sich positiv auf den Knochenstoffwechsel auswirken. Manche Lactobacillus-Stämme können vor dem Verlust von Knochensubstanz schützen und die Knochendichte erhöhen, indem sie die Freisetzung von Osteoklasten hemmen.[43]
Dabei interagieren sie mit dem Immunsystem und hemmen die Ausschüttung von Zytokinen, was eine verringerte Aktivität der Osteoklasten und eine erhöhte Aktivität der Osteoblasten zur Folge hat. Manch probiotische Bakterienarten können wiederum die Verdauung von Nahrung fördern, wodurch wichtige Mineralstoffe wie Calcium verfügbar gemacht werden. Diese verbesserte Bioverfügbarkeit von Mineralstoffen fördert den Prozess der Knochenbildung.[44]
Durch diese beiden Wirkungen der Probiotika ist häufig ein Nettozuwachs an Knochenmasse durch die Steigerung der Mineralstoffdichte in den Knochen festzustellen, was ihnen mehr Kraft und Stabilität verleiht. Dies ist von besonderer Bedeutung für Osteoporose-Patienten, da diese aufgrund ihrer porösen Knochen zu Knochenbrüchen infolge von Stürzen neigen.[17]
Probiotika und Zahngesundheit
Probiotika können aber nicht nur die Stabilität der Knochen verbessern, sie wirken sich auch positiv auf die Zahngesundheit aus. Jahrelang gingen Mediziner und Forscher davon aus, dass Zahnfleischentzündungen und Parodontitis durch Plaques entstehen. Doch an dieser Theorie kamen immer mehr Zweifel auf, da es zahlreiche Menschen gab, die deutliche Ablagerungen auf den Zähnen hatten, aber dennoch nicht unter Zahnfleischentzündungen litten. Wieder andere hatten vergleichsweise geringe Ablagerungen, verloren ihre Zähne jedoch durch ausgeprägte Erkrankungen des Zahnhalteapparats.
Als Verursacher von Parodontitis und wiederkehrenden Zahnfleischentzündungen rückte immer mehr die bakterielle Besiedlung der Mundhöhle in den Fokus der Wissenschaft. Insbesondere Porphyromonas gingivalis, ein gramnegativer, proteolytischer Keim, scheint in enger Verbindung mit der Entstehung von Zahnfleischentzündungen zu stehen.
Probiotika können das Wachstum pathogener Bakterien wie beispielsweise Porphyromonas gingivalis hemmen und so auch Entzündungsreaktionen lindern. Kontrollierte klinische Studien beweisen einen positiven Einfluss probiotischer Keime der Gattung Lactobacillus reuteri auf Entzündungen im Mund. So gingen bei den Studienteilnehmern nach Einnahme von entsprechenden Probiotika nicht nur die bakteriellen Zahnbeläge zurück, auch die unangenehmen Zahnfleischentzündungen wurden deutlich gelindert. Dieser Effekt zeigte sich unabhängig von der häuslichen Zahnpflege.[45]
Probiotika und Fruchtbarkeit
Bei älteren und übergewichtigen Männern besteht ein erhöhtes Risiko für Hypogonadismus, eine verminderte Funktion der männlichen Geschlechtsdrüsen. Dies hat eine niedrigere Produktion des Hormons Testosteron zur Folge. Der Rückgang der Testosteronproduktion kann viele unerwünschte gesundheitliche Folgen haben, etwa verminderte Libido, Zunahme von Körperfett, Abbau von Muskelmasse, Erschöpfung und psychische Beschwerden wie Depressionen.
Probiotika steigerten in einigen experimentellen Tiermodellen die Hodenmasse und die Spermienproduktion. Bei den in diesen Studien verwendeten probiotischen Bakterien handelte es sich um den Stamm Lactobacillus reuteri. Womöglich stellen diese Bakterien eine neuartige Behandlungsalternative dar, um alterungs- und ernährungsbedingter Hodenatrophie und den dazugehörigen gesundheitlichen Folgebeschwerden vorzubeugen.[46]
Probiotika und Bindung
Probiotika interagieren zudem nachweislich mit Oxytocin, einem weiteren die Sexualität beeinflussenden Hormon. Dieses Hormon unterstützt das Eingehen sozialer Bindungen und den Sexualtrieb. Es ist zudem während der Wehen und nach der Geburt für die Mutter von wesentlicher Bedeutung.
So regt Oxytocin zum Beispiel die Milchbildung an. Oxytocin ist ebenfalls verantwortlich für die Mutter-Kind-Beziehung und ein entscheidender Faktor für die Bindung zwischen Mutter und Neugeborenem.[7]
Probiotika für Kinder und Säuglinge
Auch Kinder und Säuglinge können von den gesundheitsfördernden Eigenschaften der probiotischen Bakterien profitieren. Die Dosierung und auch die Art der Probiotika sind auf das jeweilige Alter abzustimmen.
Probiotische Nahrungsergänzungsmittel eignen sich zum Beispiel gut für Kinder, die unter Allergien oder atopischen Erkrankungen wie der Neurodermitis leiden. Hier lassen sich durch die regelmäßige Einnahme der guten Darmbakterien oft Erfolge erzielen.[47] [48]
Probiotika nach Kaiserschnitt
Im Mutterleib ist der Darm des Babys noch frei von Keimen. Bei einer vaginalen Geburt kommt das Kind in Kontakt mit der Vaginalflora der Mutter. Viele der hier lebenden Bakterien kommen auch im Darm vor. Die Bakterien siedeln sich im Darm des Neugeborenen an und nach und nach entsteht dort die Darmflora.
Kaiserschnittkinder haben hingegen keinen Kontakt zu dieser natürlichen Flora. Sie kommen zuerst mit Bakterien in Kontakt, die auf der Haut leben. Das Risiko, dass sich in dieser empfindlichen Zeit die falschen Mikroorganismen ansiedeln, ist hier groß.
Tatsächlich gibt es Studien, die nahelegen, dass Kaiserschnittkinder eine geringere Varietät an Bakterien im Darm haben. Die Gattung Bacteroides fehlt zum Beispiel nahezu komplett. Mit einer solchen gestörten Darmflora vom Beginn des Lebens an erhöht sich auch das Risiko, an Allergien zu erkranken oder fettleibig zu werden.[49]
Bei Kindern, die per Kaiserschnitt geboren werden, empfiehlt es sich deshalb, unmittelbar nach der Geburt Probiotika zuzuführen. Die Anwendung sollte jedoch vorher mit der Hebamme oder dem Arzt abgesprochen werden. Ferner sollten ausschließlich Präparate zum Einsatz kommen, die für den Gebrauch bei Säuglingen bestimmt sind.[50]
Probiotika und Koliken bei Säuglingen
Koliken bei Säuglingen sind ein weitverbreitetes Problem in der Kinderheilkunde und werden klinisch charakterisiert als anhaltendes Schreien und Reizbarkeit von mehr als drei Stunden Dauer pro Tag bei einer Häufigkeit von mehr als drei Tagen pro Woche.
Es gibt zunehmend Belege, dass abnormale Darmbakterien bei Koliken bei Säuglingen eine Rolle spielen, da sie die Funktion der Darmmuskulatur beeinträchtigen. Sie produzieren ferner Fäulnisgase, die bei den Kindern zu Blähungen und Krämpfen führen.
Die Gabe von Probiotika in angemessener Menge kann bei Säuglingen mit Koliken zu deutlichen Besserungen führen, da hier das Gleichgewicht der Darmflora verbessert wird. Ebenso wurde gezeigt, dass die prophylaktische Gabe von Probiotika bei Säuglingen das Auftreten von Koliken auf natürliche Weise senken kann. Dies beruht auf einer Verbesserung der Darmperistaltik, wodurch die Darmentleerung bei Säuglingen unterstützt wird und es so seltener zu Verstopfungen kommt.[51] [52]
Probiotika in der Medizin
Die Bedeutung des Mikrobioms für die Gesundheit des Menschen wird erst nach und nach deutlich. Immer mehr wissenschaftliche Studien beschäftigen sich mit den Darmbakterien und ihren gesundheitsfördernden Eigenschaften.
Probiotische Arzneimittel werden therapeutisch bei einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt. Neben Laktobazillen und Bifidobakterien kommen Hefen oder E. coli zur Verwendung.
So sind bestimmte E. coli Stämme zum Beispiel zur Rezidivprophylaxe bei Patienten mit Colitis ulcerosa zugelassen. Auch bei akuten Durchfällen bei Kindern werden in der Medizin Probiotika verordnet.[53]
Probiotika Kapseln
Probiotika sind in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. Die Einnahme in Kapseln bietet verschiedene Vorteile. Zum einen lassen sich die Kapseln gut dosieren. Sie enthalten eine standardisierte Menge an Darmbakterien, sodass eine gleichmäßige Zufuhr gewährleistet ist.
Die Einnahme der Kapseln mit etwas Wasser ist unproblematisch und schnell. Auch auf Reisen oder unterwegs sind die probiotischen Bakterien so schnell zur Hand.
Der entscheidende Vorteil von Kapseln gegenüber Pulver oder Tabletten ist jedoch die Hülle. Diese besteht bei einem guten Probiotikum aus einem magensaftresistenten Material. Die Hülle löst sich dann nicht im Magen, sondern erst im Dünn- oder Dickdarm auf.
Folglich haben die empfindlichen Bakterien keinen Kontakt zur aggressiven Magensäure und kommen unbeschadet an ihrem Wirkort an.
Probiotika Einnahme
Wenn Probiotika mit einer magensaftresistenten Hülle eingenommen werden, kann die Einnahme zu jeder Zeit erfolgen. Bei Tabletten oder löslichem Pulver ohne diesen Schutz sollte der Einnahmezeitpunkt jedoch so gewählt werden, dass die Probiotika den Magen möglichst schnell passieren.
Hier hat sich die Einnahme am Morgen oder am Abend auf nüchternen Magen bewährt. Zu diesen Zeitpunkten ist der Säuregehalt im Magen recht gering, sodass sich der Verlust der Probiotika in Grenzen hält.
Alternativ können die probiotischen Darmbakterien auch mit der Nahrung eingenommen werden, da diese die Magensäure zum Teil neutralisiert. Das gleichzeitige Trinken von einem Glas Wasser beschleunigt die Passage zusätzlich.
Grundsätzlich sollten Probiotika immer über einen längeren Zeitraum von mindestens drei Monaten eingenommen werden. Eine geschädigte Darmflora benötigt eine gewisse Zeit zur Regeneration.
Probiotika Dosierung
Um effektiv wirken zu können, muss ein Probiotikum mindestens 5 bis 10 Milliarden koloniebildende Bakterieneinheiten pro Dosierungseinheit enthalten. Die meisten Probiotika sind mit einer Dosierungsempfehlung versehen. Wer Verdauungsbeschwerden hat und eventuell sogar empfindlich auf bestimmte Speisen reagiert, sollte mit der Dosierung zunächst vorsichtig sein.
Hier empfiehlt es sich, die Dosis langsam zu steigern, bis die gewünschte Tagesdosis erreicht ist. Sollten Beschwerden wie Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen auftreten, wird die Dosis wieder reduziert.
Probiotika Nebenwirkungen
In der Regel werden Probiotika gut vertragen. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören:
- Blähungen mit Windabgang
- Bauchschmerzen
- Durchfall
Sollten diese Beschwerden auftreten, empfiehlt es sich, die Dosis des probiotischen Nahrungsergänzungsmittels zunächst zu reduzieren und bei Beschwerdefreiheit wieder langsam zu steigern.
Probiotika Wechselwirkungen
Reine Probiotika enthalten keine Wirkstoffe, die in Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten stehen könnten.